Görlitz. .

Die Hochwasserlage im Osten Deutschlands bleibt weiter angespannt. In Teilen Sachsens haben die Behörden Katastrophen-Alarm ausgelöst. Nun erreichen die Wassermassen den Süden Brandenburgs.

Sieben Wochen nach der Flut ist am Dienstag in Sachsen erneut wegen Hochwassers Katastrophenalarm ausgerufen worden. Betroffen waren die Landkreise Görlitz und Meißen. Entlang der Flüsse Neiße, Schwarzer Schöps und Großer Röder wurde die höchste Alarmstufe 4 ausgelöst. Am Abend spitzte sich die Lage am Stausee Quitzdorf bei Niesky zu. Auch in Sachsen-Anhanlt sorgte das Hochwasser für überflutete Dörfer und Straßen. Die Wassermassen erreichten zudem den Süden Brandenburgs und sorgten dort ebenfalls für eine angespannte Lage. Das brandenburgische Landesumweltamt empfahl den Landräten von Elbe-Elster und Oberspreewald-Lausitz, für den Fluss Pulsnitz die höchste Warnstufe 4 auszurufen.

Am Dienstagnachmittag wurde der Katastrophenalarm für Teile des Landkreises Görlitz hingegen wieder aufgehoben. Vor allem an der Zittauer Neiße bestand keine Gefahr mehr. Anders sah es am Abend rund um die Stadt Görlitz aus. Der Stausee Quitzdorf drohte wegen steigender Wassermassen der Schwarzen Schöpf überzulaufen. Nach Angaben einer Sprecherin wird der Abfluss von Wasser automatisch geregelt: „Wir haben keinen Einfluss darauf.“ Fünf Gemeinden am Unterlauf seien informiert worden. Es wurde mit überfluteten Straßen gerechnet.

Wie schon Anfang August bereitete die Lausitzer Neiße besondere Sorgen. In Zittau stand der Pegel am Morgen bei 3,30 Metern. In Görlitz erreichte der Fluss einen Pegelstand von 5,98 Metern. Bei der heftigen Flut im August waren es dort mehr als sieben Meter gewesen. „Wir kontrollieren regelmäßig Dämme und Deiche“, sagte eine Sprecherin des Landkreises. Brüchige Stellen mussten mit Sandsäcken gesichert werden. Durch das Hochwasser wurden Straßen überflutet, Keller liefen voll Wasser. Verletzte habe es bislang nicht gegeben, hieß es beim Katastrophenschutzstab in Görlitz. Alle Ortsfeuerwehren des Landkreises waren im Einsatz.

Überflutungen in Sachsen-Anhalt

Nach den tagelangen ergiebigen Regenfällen sind auch in Sachsen-Anhalt Dörfer, Felder und Straßen von den Wassermassen überflutet worden. Die Hochwasserlage in der Einheitsgemeinde Kabelsketal im Saalekreis mit ihren zwölf Ortsteilen war angespannt. Einige Menschen waren in ihren Häusern vom Wasser eingeschlossen, andere mussten ihre Wohnungen verlassen. Vielerorts waren Straßen gesperrt. Rettungskräfte versuchten, Eingeschlossene und Hilfebedürftige mit Schlauchbooten zu erreichen. Laut Feuerwehr waren mindestens 100 Grundstücke von dem Hochwasser betroffen.

Nach Angaben eines Sprechers des Landratsamtes kamen 50 Bewohner von Großkugel und Dölbau, die ihre Wohnungen verlassen mussten, in einer Turnhalle unter. Mit dem nachlassenden Regen versprechen sich die Einsatzkräfte eine Entspannung der Hochwassersituation. Unklar war am Dienstagnachmittag noch, ob am Mittwoch wieder Schulbusse fahren. Innerhalb von 24 Stunden fielen in Sachsen-Anhalt nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes im Durchschnitt 30 bis 40 Liter Regen pro Quadratmeter. Die meisten Niederschläge gingen im südlichen Teil nieder, wie Meteorologe Torsten Müller sagte. Auf dem Brocken im Harz wurde mit 64 Litern pro Quadratmeter der höchste Wert gemessen.

Das aus Sachsen kommende Hochwasser löste auch im Süden Brandenburgs Alarm aus. Am Abend wurden für viele brandenburgische Flüssen und Bächen steigende Wasserstände erwartet, wie das Landesumweltamt in Cottbus mitteilte. Umweltstaatssekretär Heinrich-Daniel Rühmkorf sagte in Potsdam, nach aktuellem Stand seien in Brandenburg keine Ortschaften bedroht.

Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) kündigte an, dass Umweltministerin Anita Tack (Linke) wegen des Hochwassers ihren Urlaub abbrechen und am Mittwoch die Lage in Südbrandenburg besichtigen wird. Das Landesumweltamt empfahl den Landräten von Elbe-Elster und Oberspreewald-Lausitz, für den Fluss Pulsnitz die höchste Warnstufe 4 auszurufen. Auch für einen Abschnitt der Schwarzen Elster im Elbe-Elster-Kreis galt diese Empfehlung. (dapd)