Berlin/Wiesbaden. .
Deutschland schrumpft weiter. Zum Jahresende 2010 lebten rund 100.000 Menschen weniger in der Bundesrepublik als ein Jahr zuvor.
Die Einwohnerzahl Deutschlands schrumpft weiter: Nach einer am Donnerstag präsentierten Schätzung des Statistischen Bundesamtes lebten am Jahresende 2010 rund 81,7 Millionen Menschen in der Bundesrepublik und damit 100.000 weniger als im Vorjahr. Ende 2002 waren noch rund 82,54 Millionen Menschen gemeldet - der Höchstwert für das vereinte Deutschland. Seitdem sinkt die Zahl kontinuierlich.
Zum einen liege dies daran, dass seit 1972 in Deutschland weniger Kinder geboren werden als Menschen sterben, erläuterte ein Mitarbeiter der Statistikbehörde in Wiesbaden auf dapd-Nachfrage. Dass die Bevölkerungzahl dennoch angestiegen sei, gehe auf die Tatsache zurück, dass deutlich mehr Menschen nach Deutschland ein- als ins Ausland auswanderten. Die endgültigen Daten für 2010 sollen laut Bundesamt im Sommer vorliegen.
Die letzte Volkszählung fand in der Bundesrepublik 1987 statt, Anfang der 80er Jahre gab es die letzte in der DDR. Seitdem würden die Statistiken fortgeschrieben, sagte der Experte. Dies bedeute, dass alljährlich Zuzüge und Geburten von Fortzügen und Sterbefällen subtrahiert würden. Durch Volkszählungen, die ursprünglich alle zehn Jahre durchgeführt werden sollten, könnten die Daten und mögliche Doppelzählungen korrigiert werden.
Zuzug kann Geburtendefizit nicht ausgleichen
Auch 2010 sind den Statistikern zufolge deutlich mehr Menschen gestorben als geboren. Der Schätzung zufolge wurden 665.000 bis 680.000 Kinder lebend geboren, demgegenüber starben 850.000 bis 860.000 Menschen. Daraus ergibt sich voraussichtlich ein Defizit von etwa 180.000 bis 195.000. 2009 lag dies bei 190.000: 855.000 Sterbefällen standen 665.000 Geburten gegenüber.
Laut der Schätzung zogen zwar zwischen 80.000 bis 100.000 Menschen mehr aus dem Ausland zu als die Bundesrepublik verließen. Dies reichte aber nicht aus, um die erwartete Differenz auszugleichen, wie es weiter hieß. Letztmalig wurde 2004 mit 83.000 Personen ein ähnlich hoher „Wanderungsgewinn“ festgestellt. 2008 und 2009 wurden sogar Wanderungsverluste von 56.000 und 13.000 Personen registriert. Es sei jedoch davon auszugehen, dass in den erhöhten Fortzugszahlen dieser beiden Jahre Melderegisterbereinigungen enthalten seien, teilte das Bundesamt mit.
„Die Kommunen führten 2008 und 2009 Bereinigungen durch, die sich auf den Wanderungssaldo und damit die Bevölkerungszahl auswirken“, erklärte der Mitarbeiter. Anhand der Steueridentifikationsnummern hätten die Kommunen Personen, die mehr als ein mal existierten, gestrichen. Diese Bereinigungen seien den Fortzügen zugeschlagen worden.
Keine Rückschlüsse auf Bundesländer
Aus den Daten lassen sich auf die einzelnen Bundesländer keine Rückschlüsse ziehen. „Die Vorausberechnung erfolgte ausschließlich für Deutschland und ist nicht auf die Bundesländer bezogen“, sagte der Mitarbeiter. Eine Auswertung auf Landesebene müsste auch die Binnenwanderung, also die Wanderung zwischen den Bundesländern mit berücksichtigen. Das Bundesamt aber habe nur die Wanderung über die Bundesgrenzen zu beachten. (dapd)