Berlin. .

Die koptischen Christen bieten dem Terrorismus die Stirn. In Ägypten, aber auch in deutschen Städten feierten sie am Donnerstagabend ihr Weihnachtsfest. Allerdings unter Polizeischutz.

In der von einem Anschlag getroffenen Kirche im ägyptischen Alexandria haben koptische Christen dem Terrorismus die Stirn geboten und am Donnerstagabend ihr Weihnachtsfest gefeiert. Auch in deutschen koptischen Kirchen fanden unter erhöhten Sicherheitsvorkehrungen Gottesdienste statt. Innenminister Thomas de Maizière (CDU) hatte die Kopten in Deutschland zuvor ermuntert, ihr Fest „selbstbewusst und wie immer“ zu begehen.

„Um zu überleben, müssen wir der Angst und dem Schmerz trotzen. Wir müssen stärker sein als die Terroristen“, sagte die 27-jährige Maureen, die in die Kirche in Alexandria kam, vor der in der Silvesternacht 21 Menschen bei einem Anschlag getötet worden waren. Ein 50-jähriger Kopte sagte, er fühle sich stark angesichts der Unterstützung durch muslimische Landsleute. Diese hatten zuvor angeboten, die Kopten beim Schutz ihrer Kirchen zu unterstützen.

Ägypten verschärfte anlässlich des Weihnachtsfestes, das noch bis zum Freitag geht, landesweit die Sicherheitsvorkehrungen. Rund 70. 000 Polizisten wurden für die Bewachung der Kirchen abgestellt, Sicherheitsbarrieren und Parkverbote wurden eingerichtet. Rings um eine Kirche in dem vornehmlich von Kopten bewohnten Viertel Mokkatam wurden Überwachungskameras installiert.

Polizeischutz „kein Dauerzustand“

Die Kopten sind die größte christliche Glaubensgemeinschaft im Nahen Osten. Sie machen bis zu zehn Prozent der 80 Millionen Einwohner im überwiegend muslimischen Ägypten aus und sehen sich im Alltag Diskriminierungen und Benachteiligungen ausgesetzt. Vor allem macht ihnen ein Gesetz zu schaffen, das für den Bau einer Kirche eine Genehmigung des Staatschefs vorschreibt, während Muslime diese für den Bau einer Moschee nicht benötigen.

In Berlin fand in der Kirche St. Athanasius und St. Shenouda eine Messe statt. Dort lag auch ein Kondolenzbuch für die 21 Anschlagsopfer von Alexandria aus. De Maizière sagte AFP, er sei zuversichtlich, dass Schutzmaßnahmen für koptische Gemeinden „kein Dauerzustand“ würden. Gleichwohl nannte er es „traurig und beschämend“, dass es erforderlich sei, „in Deutschland die Religionsausübung von der Polizei beschützen zu lassen“. Insbesondere gelte dies, wenn es „um eine Christengemeinde geht, die dem Gebot der Nächstenliebe folgt und mit offenem Herzen und dem Willen zum Zusammenleben mit anderen Religionen den Menschen gegenübertritt“.

Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) bekannte sich zum Schutz christlicher Minderheiten. „Glaubens- und Religionsfreiheit sind ein essenzieller Wert, ein Kernwert der deutschen Außenpolitik“, sagte Merkel der „Passauer Neuen Presse“. In Deutschland leben rund 6000 bis 7000 koptische Christen.

Rund 150 Menschen feiern in Düsseldorf

Ohne Störungen und ohne Sicherheitskontrollen hat die koptische Gemeinde auch in Düsseldorf am Donnerstagabend ihren orthodoxen Weihnachtsgottesdienst gefeiert. An der Veranstaltung nahmen auch der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider, und der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime in Deutschland (ZMD), Aiman Mazyek, teil. Sie demonstrierten damit ihre Solidarität mit der koptischen Gemeinde nach dem Bombenanschlag auf koptische Christen in der Silvesternacht im ägyptischen Alexandria. Dabei waren 21 Menschen getötet worden.

An dem Gottesdienst in Düsseldorf nahmen rund 150 Menschen teil. Zuvor sei die Sicherheitslage rund um die Kirche von der Polizei überprüft worden, sagte der Geschäftsführer der koptischen Gemeinde, Reda Habib. Zum Schutz seien zwei Zivilpolizisten unter den Teilnehmern des Gottesdienstes postiert worden. Vor dem Gebäude standen jedoch keine Polizeifahrzeuge, auch gab es am Eingang keine Sicherheitskontrollen. Nach dem Anschlag waren im Internet auch Terrordrohungen gegen koptische Gemeinden in Deutschland aufgetaucht.

Rund 1000 koptische Christen in NRW

An der zeitgleichen zentralen Weihnachtsliturgie der koptisch-orthodoxen Kirche im Kloster Höxter-Brenkhausen nahm aus NRW der Paderborner Erzbischof Hans-Josef Becker als Vertreter der katholischen Deutschen Bischofskonferenz (DBK) teil.

In NRW gibt es annähernd 1.000 koptische Christen. Bundesweit gehören rund 6.000 dieser Glaubensrichtung an. Als Sonderform der orientalisch-orthodoxen Kirche zählt die koptische Kirche weltweit zwischen 15 und 20 Millionen Mitglieder. Etwa die Hälfte der Gläubigen lebt in Ägypten. (dapd/afp)