Düsseldorf. .
Teilweise frühlingshafte Temperaturen und Dauerregen lassen Eis und Schnee nun in rasantem Tempo schmelzen. Der Deutsche Wetterdienst sagt fürs Wochenende zwölf Grad voraus. An den Ufern von Rhein und Ruhr rüstet man sich fürs Hochwasser.
Der Deutsche Wetterdienst rechnet zum Wochenende mit einer Erwärmung auf zwölf Grad und mit Regenmengen von 20 bis 40 Litern pro Quadratmeter an zwei Tagen, wie die Meteorologin Dorothea Paetzold am Mittwoch auf dapd-Anfrage sagte. In den Flussregionen stellt man sich bereits auf Hochwasser ein. An der Oder herrscht bereits Hochwasseralarm.
Auch die Talsperrenleitzentrale des Ruhrverbandes rüstet sich bereits für das angekündigte Hochwasser. „Wir sind seit Montag dabei, massiven Freiraum zu schaffen“, sagte Georg zur Strassen vom Ruhrverband der Nachrichtenagentur dapd am Mittwoch in Essen. Bislang seien rund drei Millionen Kubikmeter Wasser abgelassen worden. Die Talsperren seien zu gut 80 Prozent gefüllt und besäßen Freiraum für rund 89 Millionen Kubikmeter.
„Hochwasser ziemlich sicher“
Angesichts des von den Meteorologen prognostizierten Tauwetters rechnet die Talsperrenverwaltung mit steigenden Wasserständen. „Es ist ziemlich sicher, dass es ein Hochwasser geben wird“, sagte zur Strassen. Schneemessungen zeigten, dass im Einzugsgebiet der Talsperren Schneemassen von durchschnittlich 50 bis 90 Litern pro Quadratmeter lägen. Sollte dieses Wasser abfließen, würden die Meldegrenzen für Hochwasser sicherlich überschritten.
Das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz wagt bislang nur eine vage Einschätzung. „Es ist mit Hochwasser zu rechnen“, sagte ein Sprecher. Welche Pegelstände tatsächlich erreicht werden, könne noch nicht prognostiziert werden. Dies hänge unter anderem davon ab, wie schnell die Temperaturen in den Mittelgebirgen steigen.
Am Rhein stellen sich die Behörden auf steigende Wasserstände in den kommenden Tagen ein. Nach Angaben des Hochwassermeldezentrums in Koblenz werden am Rheinnebenfluss Lahn und der in den Rhein fließenden Mosel die amtlichen Meldehöhen ab Donnerstag erreicht.
Bonn prüft Hochwasserstege und Sandsäcke
Sollte es tatsächlich zu einem Hochwasser am größten Fluss in Nordrhein-Westfalen kommen, wäre Bonn als erste größere Stadt betroffen. „Wir sind gewappnet“, sagte eine Sprecherin der Stadtverwaltung. Derzeit prüfe die Feuerwehr die eingelagerten Hochwasserstege auf ihre Einsatzfähigkeit. Auch der Bestand an Sandsäcken werde überprüft. Ab einem Rheinpegel von 5,50 Metern müssten die ersten ufernahen Straßen gesperrt werden. Im Bonner Stadtteil Beuel komme es ab sieben Metern zu Überflutungen.
Während die Kölner Pegeluhr am Mittwoch noch 3,50 Meter zeigte, rechnet die Hochwasserschutzzentrale ab Sonntag mit einem Pegelstand um die sieben Meter - oder aber auch darüber. „Ein Rekordhochwasser für den Rhein erwarten wir aber nicht“, sagte Geschäftsführer Reinhard Vogt. Voraussichtlich am Sonntag müsse mit dem Aufbau mobiler Schutzwände begonnen werden. Betroffen seien unter anderem die Kölner Altstadt und der Stadtteil Rodenkirchen. Zu den Schiffsanlegestellen müssten Stege gebaut werden.
60.000 Säcke sollen Deiche sichern
Die Bezirksregierung Düsseldorf, in deren Gebiet 230 Kilometer Rheindeiche liegen, erwartet die Scheitelwelle des Hochwassers nicht vor Sonntagabend. „Wir rechnen aber nicht mit einem Hochwasser in den Dimensionen von 1993 und 1995“, sagte Sprecher Bernd Hamacher. Die beiden „Jahrhunderthochwasser“ hatten erhebliche Schäden angerichtet.
Während zunächst die Deichverbände und Kommunen für die Schutzmaßnahmen zuständig sind, wird die Bezirksregierung erst aktiv, wenn der Rheinpegel im rheinland-pfälzischem Andernach über 7,50 Metern liegt. Ein Krisenstab koordiniert dann die Einsatzkräfte und kümmert sich um Materialnachlieferungen wie etwa Sandsäcke.
Der Deichverband Bislich-Landesgrenze, der ein Gebiet von Wesel bis zur niederländischen Grenze abdeckt, lagert derzeit rund 60.000 Sandsäcke zur Sicherung der Deiche. Im Ernstfall sei weiterer Nachschub gesichert, sagte Geschäftsführer Holger Friedrich. Zudem stünden 70 ehrenamtliche Helfer bereit, die bei steigenden Pegeln die Deiche kontrollierten. Besonderes Augenmerk werde dabei auf die Hälfte der insgesamt 47 Deichkilometer gelegt, die derzeit als sanierungsbedürftig gelten. (dapd)