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Der Preis für Rohöl pendelt sich 2011 „stabil auf sehr hohem Niveau“ ein. Das sagen Analysten voraus. Länder wie China und Indien brauchen den Rohstoff, Anleger interessieren sich ebenfalls wieder fürs Öl. Und: Der Dieselpreis dürfte stark steigen.
Kaum erholt sich die Weltwirtschaft von der Krise, schon zeigen sich die altbekannten Schattenseiten des Aufschwungs: steigende Rohstoffpreise. So kostet ein Barrel Brent-Nordseeöl aktuell gut 95 US-Dollar, vor einem Jahr lag der Preis knapp 20 Dollar niedriger. Für den Autofahrer mit Otto-(Normal)-Motor bedeutet das: Für einen Liter Superbenzin musste er im November 2009 im Schnitt 1,33 Euro bezahlen, im November 2010 waren es schon durchschnittlich 1,41 Euro.
Die größten Verlierer des komplizierten Zusammenspiels aller Ölpreisfaktoren sind Besitzer von Ölheizungen oder Diesel-Fahrzeugen. „Die Differenz zwischen Benzin- und Dieselpreis wird geringer“, sagt Eugen Weinberg, Rohstoff-Analyst der Commerzbank. Während der Benzinmarkt auch dank Biokraftstoff etwa aus Ethanol reichlich versorgt sei, gebe es beim Diesel Engpässe. Der Grund dafür liegt in China: Seit die Zentralregierung im vergangenen Jahr verlangt hatte, unter allen Umständen noch 2010 ihre selbstauferlegten Klimaziele einzuhalten, drehten viele chinesische Städte ihren alten Fabriken den Strom ab. Seitdem produzieren die betroffenen Werke ihren Strom einfach selbst – mit Hilfe von Dieselgeneratoren.
Hohe Öl-Nachfrage in China und Indien
Ob Diesel oder Benzin - Experten wie Weinberg sind der Ansicht, dass der Tankstellenbesuch in diesem Jahr nicht mehr günstiger wird: „Der Ölpreis bleibt 2011 stabil auf sehr hohem Niveau“, sagt der Analyst. Er begründet seine Prognose mit der allgemein hohen Nachfrage in den Schwellenländern – besonders China, Indien und der Nahe Osten ordern derzeit Öl in großen Mengen. Zum hohen Bedarf dieser Länder komme ein gestiegenes Interesse der Anleger, die voraussichtlich ihre Öl-Anteile ausweiten werden.
Gleichzeitig verhindere aber eine stagnierende oder gar rückläufige Nachfrage in Europa und den USA, dass die Preise für Rohöl unkontrolliert in den Himmel schießen. „Wir Analysten erwarten höchstens einen Anstieg auf 100 US-Dollar pro Barrel“, sagt Weinberg. Preismindernd komme außerdem hinzu, dass die OPEC (Organisation erdölexportierender Länder) noch über hohe Kapazitäten verfügen. Saudi-Arabien allein könne etwa seine Fördermenge auf fünf Millionen Barrel pro Tag steigern. Zudem werde in Kanada, Russland, Brasilien, Aserbaidschan und Kasachstan verstärkt gefördert: „Das wird die weltweite Nachfrage abfangen.“
Je schwächer der Euro, desto teurer das Öl
Günstig sind 100 US-Dollar pro Barrel natürlich nicht. Zusätzlich bleibt das Risiko bestehen, dass der Rohstoff doch noch teurer wird. Abhängig ist das von der Entwicklung des Euro: Je mehr er nachgibt, desto teurer wird das Rohöl, das in US-Dollar gehandelt wird.
Europäische Autofahrer merken am eigenen Portemonaie, dass Sprit mittlerweile fast so viel kostet wie im Sommer 2008: Kurz bevor die Krise zuschlug, kostete ein Liter Superbenzin im Schnitt 1,52 Euro – allerdings bei einem Marktpreis von 133 US-Dollar pro Barrel. Karin Retzlaff vom Mineralölwirtschaftsverband e.V. hat es durchgerechnet: „Sieht man vom schwachen Euro ab, kostet Benzin nicht mehr im Verhältnis zum Rohölpreis als vor einem oder zwei Jahren.“ Darin ist sie sich mit Eugen Weinberg einig: Entgegen der subjektiven Wahrnehmung spiele Willkür beim Benzinpreis keine Rolle.