Jerusalem. .

Israels Ex-Präsident Katzav drohen bis zu 16 Jahre Haft. Der 65-Jährige ist wegen Vergewaltigung und sexueller Belästigung verurteilt worden. Katzav trat 2007 zurück, nachdem ihn mehrere Mitarbeiterinnen beschuldigt hatten.

Israels früherer Präsident Mosche Katzav ist wegen Vergewaltigung und sexueller Belästigung schuldig gesprochen worden. Das Bezirksgericht in Tel Aviv befand den 65-Jährigen am Donnerstag der Vergewaltigung einer Mitarbeiterin in zwei Fällen, der sexuellen Belästigung in weiteren Fällen sowie der Behinderung der Justiz für schuldig. Ihm drohen nun zwischen acht und 16 Jahren Haft.

In dem seit rund vier Jahren laufenden Verfahren hatte die Staatsanwaltschaft Katzav eine Reihe von Sexualvergehen gegen Mitarbeiterinnen während seiner Amtzeit als Tourismusminister und später als Präsident vorgeworfen. Wegen der Vorwürfe war Katzav im Jahr 2007 als Staatschef zurückgetreten, hatte aber seine Unschuld beteuert.

Katzav war bereits in einem ersten Verfahren vorgeworfen worden, in seiner Zeit als Tourismusminister von 1998 bis 1999 eine Mitarbeiterin vergewaltigt zu haben. 2008 hatte er mit dem Obersten Gerichtshof aber einen Kompromiss ausgehandelt, wonach er sich der sexuellen Belästigung, unsittlicher Handlungen und der Zeugenbeeinflussung schuldig bekannte und im Gegenzug nicht wegen Vergewaltigung angeklagt wurde.

„Schmäh-Kampagne“ gegen die Klägerinnen

Kurz darauf strengte Katzav jedoch den neuen Prozess an, um die gegen ihn erhobenen Vorwürfe zu widerlegen. Der Vorsitzende Richter George Kara sagte am Donnerstag, es sei ein „schwerer Fehler“ von Katzav gewesen, sein Schuldbekenntnis zurückzunehmen. Er warf ihm zudem vor, gegen die Klägerinnen eine „Schmäh-Kampagne“ in Gang gesetzt zu haben. Das Gericht habe dem Vergewaltigungsopfer geglaubt, weil ihre Aussage von Beweisen gestützt gewesen sei. Katzavs Aussagen dagegen seien „mit Lügen gespickt“ gewesen, sein Alibi habe sich als falsch herausgestellt.

Bei der Verkündung des Richterspruchs erblasste Katzav sichtlich und murmelte „nein, nein“. Das Strafmaß soll im Januar verkündet werden. Katzav darf nun Israel nicht mehr verlassen und musste seinen Pass den Behörden aushändigen. Er könnte das Urteil vor dem Obersten Gericht des Landes anfechten; sein Anwalt kündigte an, sein Mandant werde vor allen Instanzen seine Unschuld beteuern. Der Rechtsexperte des israelischen Rundfunks, Mosche Negbi, räumte ihm aber kaum Aussichten auf Erfolg ein. (afp)