Kopenhagen. .

Die dänische Zeitung „Jyllands-Posten“ ist nur knapp einem Anschlag entgangen. Wie der dänische Geheimdienst mitteilte, habe er einen Anschlag auf die Zeitung verhindert, die die umstrittenen Mohammed-Karikaturen veröffentlicht hatte.

Die Polizei in Dänemark und Schweden hat am Mittwoch fünf Männer festgenommen, die einen Anschlag auf die Zeitung „Jyllands-Posten“ geplant haben sollen. Nach Angaben des dänischen Geheimdienstes PET wurde ein „unmittelbar bevorstehender Terrorangriff“ auf die Kopenhagener Redaktion des Blattes verhindert, das vor vier Jahren durch die Veröffentlichung umstrittener Mohammed-Karikaturen in die Schlagzeilen geraten war.

Weitere Festnahmen sind nicht ausgeschlossen

Die dänischen Behörden meldeten zunächst die Festnahme von vier Verdächtigen in Kopenhagen, drei von ihnen sollen in der Nacht zum Mittwoch aus Schweden eingereist sein. PET-Chef Jakob Scharf erklärte, die Festgenommenen hätten geplant, in das Gebäude am Kopenhagener Rathausplatz einzudringen und „so viele der anwesenden Menschen zu töten wie möglich“. Am Nachmittag nahm die Polizei in Schweden einen fünften Mann fest. Weitere Festnahmen seien nicht auszuschließen, hieß es.“

Ich bin schockiert, dass eine Gruppe von Leuten konkrete Pläne für einen solchen Terroranschlag in diesem Land hatte“, sagte der dänische Ministerpräsident Lars Lökke Rasmussen. Trotz der Ereignisse des Tages sei er jedoch überzeugt, dass es für Dänemark keinen Grund gebe, an der Offenheit der Gesellschaft oder an Werten wie dem Recht auf freie Meinungsäußerung etwas zu ändern.

Polizei hatte Terrorverdächtige beschattet

Die schwedische Sicherheitspolizei Säpo hatte die Verdächtigen eigenen Angaben zufolge seit Tagen im Blick. Auch auf ihrer Fahrt mit einem Mietwagen von Stockholm nach Kopenhagen seien sie beschattet worden. „Wir wussten, dass Waffen im Auto waren“, sagte Säpo-Chef Anders Danielsson bei einer Pressekonferenz.

Bei den Verdächtigen handele es sich um „militante Islamisten“, sagte Danielssons dänischer Kollege Scharf, ein unmittelbar bevorstehender Terroranschlag sei vereitelt worden. Bei Razzien in zwei Außenbezirken der dänischen Hauptstadt verhafteten die Ermittler den Angaben zufolge einen 44-jährigen Tunesier, einen 29-jährigen gebürtigen Libanesen sowie einen 30-Jährigen, dessen Herkunft noch unklar ist. Der vierte Verdächtige sei ein in Kopenhagen lebender Asylbewerber aus dem Irak. Bei den Razzien seien eine automatische Waffe mit Schalldämpfer und Munition sichergestellt worden. Bei dem in Schweden Festgenommenen soll es sich um einen in Stockholm lebenden 37-jährigen Tunesier handeln.

Den Festnahmen sei eine enge Zusammenarbeit mit der schwedischen Polizei vorausgegangen, sagte Scharf. Den vier in Dänemark Festgenommenen drohe eine Anklage wegen versuchter terroristischer Aktivitäten. Am (morgigen) Donnerstag sollten sie in der Untersuchungshaft vernommen werden.

„Angriff auf Demokratie und Pressefreiheit“

Kurt Westergaard, der die von der Zeitung „Jyllands-Posten“ veröffentlichten Karikaturen gezeichnet hatte, verurteilte den geplanten Anschlag als „Angriff auf Demokratie und Pressefreiheit“. In einem Interview mit der „Bild-Zeitung“ (Donnerstagausgabe) bekundete Westergaard sein Mitgefühl mit den ehemaligen Kollegen, die ermordet werden sollten, warnte aber davor, sich einschüchtern zu lassen. „Wir dürfen und werden uns Kritik am radikalen Islamismus nicht verbieten lassen“, sagte der Karikaturist.

Die Zeitung „Jyllands-Posten“ hatte am 30. September 2005 insgesamt zwölf Mohammed-Karikaturen veröffentlicht. Von Westergaard stammte ein Bild des Propheten Mohammed mit einem Turban als Bombe. Die Karikaturen führten bei Muslimen weltweit zu Protesten, denen mehr als 100 Menschen zum Opfer fielen.

Gegen die Zeitung und gegen Westergaard persönlich sind bereits mindestens vier Anschläge verübt oder geplant worden. Am 1. Januar war ein Somalier in Westergaards Haus eingedrungen und hatte den 75-Jährigen mit einer Axt und einem Messer bedroht. Westergaard, der unter ständigem Polizeischutz steht, konnte Alarm schlagen und sich gerade noch rechtzeitig in einem Sicherheitsraum einschließen. Im September verletzte sich ein Mann in einem Hotel in Kopenhagen bei dem Versuch, eine für die Redaktion bestimmte Briefbombe zu präparieren. 2008 wurde ein Komplott von Tunesiern gegen Westergaard aufgedeckt. (dapd)