Nürnberg. Die Zahl der Kinder, die Hartz IV bekommen, ist erstmals seit Einführung der Unterstützung gesunken. Nach Schätzungen der Bundesagentur für Arbeit liegt der Rückgang 2008 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum bei 3,6 Prozent. Allerdings seien Kinder immer noch ein Hartz-IV-Risiko.
Erstmals seit Einführung von Hartz IV ist die Zahl der von der staatlichen Hilfe abhängigen Kinder im vergangenen Jahr gesunken. Zwar liegen der Bundesagentur für Arbeit noch keine genauen Zahlen für 2008 vor. Doch die Behörde schätzt, dass im Jahresdurchschnitt 1.826.000 Jungen und Mädchen im Alter bis 15 Jahren die staatliche Unterstützung bezogen haben.
Das entspreche gegenüber 2007 einem Rückgang von 68.600 oder 3,6 Prozent, sagte eine Sprecherin am Mittwoch und bestätigte damit im Grundsatz einen Bericht der «Thüringer Allgemeinen». Es sei das erste Mal seit der Einführung von Hartz IV im Jahr 2005, dass die Zahl minderjährigen Bezieher im Jahresdurchschnitt gesunken sei.
Der Rückgang sei nicht verwunderlich, sagte die Sprecherin. Die Konjunktur sei 2008 ja noch gut gewesen. Davon hätten die Hartz-IV-Empfänger und damit auch ihre Kinder profitiert. Es sei aber zu befürchten, dass sich der aktuelle Konjunktureinbruch bei den Zahlen für 2009 bemerkbar machen werde.
Kinder als Hartz-IV-Risiko
Noch spüre man davon allerdings nicht viel, da Menschen, die jetzt arbeitslos würden, zunächst in die Arbeitslosenversicherung kämen, sagte die Sprecherin. Bei einer länger dauernden Krise werde sich dies aber ändern. Schon im März hatte der Kinderschutzbund vor einem Anstieg der Kinderarmut in Folge der Wirtschaftskrise gewarnt.
2008 hatte die Zahl der Kinder, die von Hartz IV betroffen waren, langsamer abgenommen, als die Zahl der Erwerbsfähigen, die diese Hilfe benötigten. Letztere war um fünf Prozent auf 5,0 Millionen zurückgegangen, sagte die Sprecherin der Arbeitsagentur. Das ist gut ein Drittel schneller.
Für Familien mit Kindern und Alleinerziehende ist es besonders schwierig, aus Hartz IV zu entkommen. Kinderlose Paare und Alleinstehende benötigen diese Hilfe laut einer Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) im Durchschnitt am kürzesten, Alleinerziehende blieben dagegen am längsten davon abhängig. Mit den Eltern sind dabei im Normalfall auch ihre Kinder betroffen. (ap)