Soest/Märkischer Kreis.

Extremes Glatteis behindert den Verkehr im Märkischen Kreis und dem Kreis Soest. In beiden Regionen fahren keine Busse mehr. 14 Unfälle gab es im Kreis Soest. Kreisstraßen werden dort nicht mehr gestreut, weil sie immer wieder überfrieren.

Der Baubetriebshof des Kreises Soest kapituliert vor den Wetterverhältnissen. Streuen auf den Kreisstraßen macht keinen Sinn mehr. Hartwig Thiele vom Baubetriebshof des Kreises Soest: „Liegt das Salz auf der Straße, dauert es keine halbe Stunde, bis sie wieder überfroren ist.“ Am Freitag (Heilig Abend) werden nur Steigungsstrecken gestreut, kündigte Thiele an. Auf den übrigen Strecken werde im Kreis Soest eine sogenannte Weißräumung vorgenommen. Das bedeutet, dass lose gefahrener Schnee zur Seite geräumt wird.

In Warstein wurde die Betriebshofmannschaft durch acht Forstwirte verstärkt. Das gemeinsame Team war ab 3.30 Uhr auf den Straßen im Einsatz. Teilweise ohne Erfolg. Kein Bus kam am letzten Schultag mehr bis zum Ortsteil Allagen durch. Auch in Sichtigvor blieben die Straßen gefährlich glatt.

Bundesstraße 55 nach Unfall gesperrt

Die Polizei aus dem Kreis Soest war im Dauereinsatz. Foto: Jens Schlueter
Die Polizei aus dem Kreis Soest war im Dauereinsatz. Foto: Jens Schlueter © ddp/Jens Schlueter | ddp/Jens Schlueter

Im Kreis Soest kämpften die Autofahrer schon ab den frühen Morgenstunden mit chaotischen Straßenverhältnissen. Der Eisregen sorgte ab 5 Uhr für spiegelglatte Fahrbahnen. Im Großraum Lippstadt und in Lippetal kamen die ersten Wagen ins Rutschen, später erwischte es dann auch die Pkw-Fahrer in Soest, Werl, Ense und im Bereich Warstein. Hinzu kam dort noch dichter Nebel.



Auf der Haar blieb die Bundesstraße 55 von Belecke in Richtung Anröchte fast zwei Stunden gesperrt. Damit war auch die Anschlussstelle Erwitte/Anröchte zur Autobahn 44 blockiert. Der Grund war ein schwerer Unfall ohne Personenschaden. Ein Landwirt aus Belecke war mit seinem Traktor und angehängtem Viehanhänger die B 55 von Belecke in Richtung Anröchte unterwegs.

Polo prallt mit Sattelzug zusammen

Als er bremsen musste, stellte sich der Anhänger mit Ferkeln auf der eisglatten Straße quer zur Fahrbahn und prallte gegen den Auflieger eines in Gegenrichtung fahrenden Sattelzuges aus Warstein. Durch die Wucht des Aufpralls wurde der Lastwagen auf die Leitplanke gedrückt und beschädigte diese auf eine Länge von etwa 25 Metern. Laut Polizei entstand ein Gesamtschaden von 48 000 Euro. Die Bundesstraße wurde bis 10.45 Uhr komplett gesperrt, denn zunächst musste der Streudienst die Strecke eisfrei machen und dann der Sattelzug geborgen werden.

Ein 44-jähriger Polofahrer aus Geseke kam um kurz nach 5 Uhr auf der Landstraße 536 bei Bökenförde auf eisglatter Fahrbahn plötzlich ins Schleudern. Der Polo prallte dort frontal mit dem Sattelzug eines 57-jährigen Fahrers aus Harsewinkel zusammen und knallte dann gegen die Leitplanke. Dabei wurde der Kleinwagen total zerstört, der Motor herausgerissen und mehr als 30 Meter weit auf ein angrenzendes Feld geschleudert. Der Fahrer wurde verletzt ins Krankenhaus eingeliefert. Die stark beschädigte Zugmaschine des Sattelzuges musste abgeschleppt werden. Der Gesamtschaden beträgt 50 000 Euro. Zur Unfallzeit regnete es, die Temperatur betrug 0,5 Grad plus.

Werdohl hat kein Streusalz mehr



Das Wetter war trügerisch, nicht alle Autofahrer kamen mit den eisglatten Verhältnissen zurecht. „Möglicherweise hatten sie aufgrund der Plusgrade auf ihren Thermometern die Warnungen der Wetterdienste vor Eisregen ignoriert“, mutmaßte Wilfried Schnieder, Polizei-Pressesprecher in Soest.

Am späten Nachmittag spitzte sich die Wetterlage auch im Märkischen Sauerland zu. Die Stadt Werdohl verfügt über keinen Krümel Salz mehr und konnte deshalb den extrem steilen Aufstieg der Landstraße 655 Richtung Lüdenscheid nicht eisfrei halten. Um 15.15 Uhr stellten wegen des Glatteises die Märkischen Verkehrsbetriebe ihren Busbetrieb komplett ein. Das Risiko war für die MVG zu groß.

Kurz hinter Meinerzhagen kam es am Morgen zu einem tragischen Zusammenstoß auf einem Bahnübergang. Nach Zeugenaussagen ignorierte ein 81-jähriger Mann aus Lindlar das Warnzeichen für eine herannahende Regionalbahn in Marienheide. Mit seinem Wagen fuhr er in Richtung Kottenhausen an dem Rotsignal und der herabgelassenen Bahnschranke vorbei.

Kollision auf dem Bahnübergang

Auch durch eine sofortige Notbremsung des 45-jährigen Lokführers aus Dresden konnte die Kollision des Zuges mit dem Pkw nicht verhindert werden. Durch die Wucht des Aufpralls wurde das Auto im Frontbereich stark beschädigt und gegen die Fußgängerschranke gedrückt. Der 81-jährige Fahrer blieb unverletzt, wurde jedoch vorsorglich mit einem Rettungswagen ins Krankenhaus gebracht.

Die Bahnstrecke war im genannten Bereich fast eineinhalb Stunden gesperrt. An dem Pkw entstand Totalschaden, am Triebfahrzeug sowie an der Bahnschranke mittlerer Sachschaden. Die Regionalbahn pendelt im Stundentakt zwischen Marienheide über Gummersbach nach Köln.