Sicher, es werden mittlerweile gewichtige Argumente gegen die Sommzeit ins Feld geführt. Aber es geht nicht nur um Vernunft - es geht auch um Lebenslust.

SOMMERZEIT – allein das Wort klingt doch schon verheißungsvoll: Es ist Sommer und man hat Zeit. Eigentlich braucht es nicht viel mehr, um zufrieden zu sein. Sonne, Wärme, blauer Himmel, Zeit für Freunde und Familie und das Leben ist ein Traum. Darum geht es ja am Ende auch: Um Lebensgefühl.

Natürlich wurden bei der Einführung der Uhrenumstellung viele gewichtige, rationale Gründe dafür ins Feld geführt: Den Morgen eine Stunde später beginnen zu lassen sollte vor allen Dingen dabei helfen, Energie zu sparen, weil das Tageslicht besser genutzt werden kann, wenn die Sonne erst um 4 Uhr statt um 3 Uhr aufgeht. Inzwischen streiten sich Experten, ob das so klappt mit dem Energiesparen (ganz nebenbei: Man kann mittlerweile für jede noch so obskure Meinung mindestens einen „Experten“ finden) und jedes Jahr warnen andere Experten vor den weiteren Folgen der Sommerzeit: vor Kühen, die keine Milch mehr geben, vor Schülern, die wochenlang unter Migräne leiden, vor Autofahrern, die mehr Unfälle bauen, sie sehen den öffentlichen Dienst kollabieren, weil in allen Amtsräumen die Uhren verstellt werden müssen, sie sehen das Vorzeige-Unternehmen Bahn außer Takt geraten - also noch mehr als sonst. All das wird fundiert argumentiert – oder auch nicht. Und all das soll Zweifel wecken an der Sinnhaftigkeit der kleinen Manipulation an der Zeit.

Bis jetzt haben die Sommerzeit-Nörgler noch keine Mehrheit gewinnen können. Und das liegt daran, dass uns die kleine Manipulation auch magische Momente im Alltag beschert: Etwa, wenn man mit Freunden abends um 22 Uhr immer noch bei sanfter Abendsonne tief ins Bierglas schauen kann, wenn man um 23 Uhr in der blauen Dämmerung an der Ruhr entlangjoggt, wenn die Kinder um 21 Uhr noch Fußball auf der Straße spielen. Die Zeitumstellung lässt uns an guten Tagen die Lebenslust des Sommers eine Stunde länger fühlen – und diese Leichtigkeit des Seins wiegt am Ende mehr als alle schwerblütigen, akademischen Argumentationen um den Sinn der Zeitverschiebung. Das ist Unvernunft? Mag sein, aber wer will eigentlich immer vernünftig sein.

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