Essen. .
Die Kulturhauptstadt 2010 gab der Ruhr-Wirtschaft Impulse: Sie lockte mehr Touristen ins Revier und brachte neue Arbeitsplätze. Doch Kritiker sind überzeugt: Die Erfolge werden nicht von Dauer sein.
Das Stillleben auf der A 40, Schachtzeichen und der Day of Song bewegten nicht nur Millionen Menschen. Die Großereignisse des Kulturhauptstadtjahrs sorgten auch für wirtschaftliche Impulse: mehr Touristen und zusätzliche Arbeitsplätze im Revier. Es gibt aber auch kritische Stimmen: Die Erfolge seien nicht von Dauer.
Die Kulturhauptstadt habe das Bild der Menschen über das Ruhrgebiet verändert, sagte Oliver Scheytt, Geschäftsführer der Ruhr.2010 GmbH, gestern bei der Veranstaltung „Die Kulturhauptstadt 2010 als Wirtschaftsfaktor“ in der Bank im Bistum Essen. Das spiegele sich besonders in der Tourismusbranche wider: Die Zahl der Übernachtungsgäste sei im Ruhrgebiet um gut 13 Prozent gestiegen, in Essen hätten sogar rund 30 Prozent mehr Touristen übernachtet. Auch der Anteil ausländischer Ruhrgebiets-Besucher habe zugenommen: Um 18 Prozent im Vergleich zu 2009.
Um diese positive Wirkung zu erzielen, hat die Ruhr.2010 in den vergangenen fünf Jahren 61,5 Millionen Euro in Programm, Personal und Marketing investiert. Ein Etat aus Mitteln von Bund, Land, EU, Regionalverband Ruhr, Sponsoren und der Stadt Essen.
Keine Nachhaltigkeit
Zusätzlich holte die Kulturhauptstadt auch private und öffentliche Investitionen ins Revier – insgesamt rund 500 Millionen Euro, wie Scheytt dieser Zeitung sagte. 50 Millionen davon stammen aus EU- und Landesmitteln. Das meiste Geld soll in neue Arbeitsplätze geflossen sein. Tatsächlich verzeichnet etwa die Essener Arbeitsmarktstatistik im Gastgewerbe zwischen Januar und November im Vergleich zum Vorjahreszeitraum einen Zuwachs von 115 Stellen. Bei der Essener Arbeitsagentur ist man sich sicher: „Die Kulturhauptstadt hatte positive Auswirkungen.“
Kritik kommt indes von Franz Lehner, Direktor am Gelsenkirchener Institut für Arbeit und Technik. Auch wenn durch die Investitionen „sicher mehrere Tausend Arbeitsplätze“ entstanden seien, wäre nur ein kleiner Anteil dauerhaft haltbar. Denn: „Die meisten Stellen wurden für Einzel-Ereignisse geschaffen.“ Lehner glaubt: „Das Kulturhauptstadtjahr ist nicht nachhaltig, weil es als Event abgehandelt wurde.“