Den Haag. .

Muslimische Jugendliche bedrohen Juden in den Niederlanden. In Amsterdam trauen sich Gläubige nicht mehr in die Synagoge. Ex-EU-Kommissar Bolkestein rät orthodoxen Juden sogar auszuwandern.

Der ständig wachsende Antisemitismus in den Niederlanden ist nicht mehr aufzuhalten. Orthodoxe oder ,,bewusste“ Juden täten daher gut daran, zu emigrieren und die Niederlande zu verlassen, sagte der ehemalige niederländische EU-Kommissar Frits Bolke­stein den orthodoxen Juden in den Niederlanden.

,,Mit bewussten Juden meine ich die Juden, die durch ihr äußeres Erscheinungsbild als Juden erkennbar sind. Für sie gibt es hier keine Zukunft mehr wegen des wachsenden Antisemitismus vor allem unter marokkanischen und unter türkischen Jugendlichen. Und die Anzahl dieser antisemitischen Jugendlichen steigt ständig.“ Das sagt Bolkestein der Zeitung ,,De Pers.“

Nach seiner Ansicht sollten Kinder von orthodoxen Juden entweder nach Israel oder in die USA auswandern statt in den Niederlanden zu bleiben. ,,Ich bin sehr pessimistisch. Der palästinensisch-israelische Konflikt wuchert weiter. Ich sehe nicht, dass es dafür schnell eine Lösung geben wird. Daher wird der Antisemitismus weiter wachsen.“

Keine „Lock-Juden“

Bolkestein sagt ferner, dass er nichts davon halte, „Lock-Juden“ einzusetzen, um den Antisemitismus in den Niederlanden zu bekämpfen. ,,Lock-Juden“ sind als orthodoxe Juden verkleidete Polizisten. Sie sollen sobald sie als Juden beschimpft oder angegriffen werden, die Antisemiten verhaften, so dass ihnen der Prozess gemacht werden kann.

,,Die marokkanischen und türkischen Jugendlichen werden sich durch solche Lock-Juden nicht abschrecken lassen,“ so Bolkestein. Er weist auch darauf hin, dass arabische TV-Sender, die via Satelliten-Antennen empfangen werden können, einen sehr schlechten Einfluss auf muslimische Jugendlichen hätten.

Lehrer kapitulieren

Jüdische Organisationen haben wiederholt auf den rasant wachsenden Antisemitismus hingewiesen. Der jüdische Professor Herman Lohnstein: ,,Es wird zu spät, zu lasch und zu wenig gegen den wachsenden Antisemitismus getan. Mir scheint, als hätten die marokkanischen Jugendlichen die Macht in unseren Straßen übernommen.“ Lohnstein ist auch Direktor der beiden jüdischen Schulen in Amsterdam: ,,Ich habe meinen Kindern verboten, dass sie öffentliche Verkehrsmittel benutzen. Ich habe Angst, dass sie dort angegriffen werden.“

Im Amsterdamer Stadtteil West trauen sich die dort lebenden Juden nicht mehr in ihre Synagoge. Sie fürchten Anschläge. Sie halten ihre Gottesdienste in einem nicht als Synagoge erkennbaren Gemeindehaus ab. Aber auch dort können die Gottesdienste nur noch unter Bewachung stattfinden. An manchen Schulen, in denen islamische Jugendliche in den Klassen die Mehrheit bilden, wird inzwischen kein Unterricht über den Holocaust mehr gegeben. Viele Lehrer und Schulleitungen haben vor dem Protest der islamistischen Jugendlichen dagegen kapituliert.