Paris.
Passagiere sind ihrem Piloten bedingungslos ausgeliefert? Mitnichten! Am Pariser Flughafen haben Fluggäste eine Maschine stundenlang lahmgelegt, weil spontan zusätzliche Zwischenstopps angesetzt wurden.
Mehr als hundert revoltierende Passagiere haben erneut ein Flugzeug stundenlang lahmgelegt: Die Fluggäste besetzten die Maschine, nachdem eine Änderung des Flugplanes für ihren Flug vom südfranzösischen Toulouse in das marokkanische Casablanca bekannt gegeben wurde, wie eine Reisende am Montag der Nachrichtenagentur AFP berichtete. Die Maschine der marokkanischen Airline Jet4you hätte demnach nach ihrem Start in Toulouse am Samstagabend zwei ungeplante Zwischenstopps in Bordeaux und Lyon einlegen sollen, um weitere Passagiere aufzunehmen, statt direkt nach Casablanca zu fliegen. Daraufhin revoltierten die 137 Passagiere, die noch am gleichen Abend in Casablanca ankommen wollten.
Der Pilot habe den Abflug am Samstagabend komplett gestrichen - „angesichts der unvergleichlichen Erpressung“ und um mögliche Gefahren durch die angespannten Passagiere zu vermeiden, wie die marokkanische Fluglinie mitteilte. Der Staatssekretär für das Transportwesen, Thierry Mariani, kündigte eine Untersuchung und Sanktionen an, falls die Fluglinie sich etwas zu Schulden habe kommen lassen. Zugleich verurteilte er im Sender Europe 1 aber auch das Verhalten der Passagiere. Die Fluggesellschaft beschwerte sich über „den krassen Mangel an Pflichtgefühl und Disziplin“ von einigen Passagieren angesichts eines im Luftverkehr „relativ üblichen Vorfalls“.
Schon der zweite Vorfall dieser Art
Der Abflug war für 22.30 Uhr am Samstagabend vorgesehen und die Maschine sollte ursprünglich noch vor Mitternacht in Casablanca landen. Mit den zwei Zwischenstopps wären sie nach Angaben der Reisenden aber erst um 05.00 oder 06.00 Uhr morgens am Sonntag in Marokko angekommen. Aus Protest blieben der Reisenden zufolge alle Passagiere über Nacht an Bord, obwohl auch ältere Personen und kleine Kinder in dem Flugzeug waren. „Sie haben uns die Heizung über Nacht abgedreht, wir hatten kein Wasser mehr, keinen Kaffee, alle hatten Hunger und Durst“, berichtete die Frau. Der Flug startete letztlich erst am späten Sonntagnachmittag ab Toulouse.
Erst kürzlich war auch Passagieren der Billigfluggesellschaft Ryanair der Kragen geplatzt. Sie protestierten mit einem Sitzstreik dagegen, dass ihr Flug erst Verspätung hatte und dann mitten in der Nacht statt in der Nähe von Paris im belgischen Lüttich landete. Aus Wut über die unangekündigte Änderung blieben mehr als hundert Passagiere, meist französische Touristen, einfach sitzen und verließen die Maschine erst nach vierstündigen Verhandlungen. Die Crew hatte die meuternde Menge schon Stunden zuvor im dunklen Passagierraum ohne Getränke und mit verschlossenen Toiletten zurückgelassen. (afp)