Lüttich.
Man stelle sich vor, man bucht einen Flug nach Paris, und dann landet man in Lüttich. So war es geschehen in der Nacht zu Mittwoch mit einem Flug der irischen Billigfluglinie Ryanair.
Der Ryanair-Flieger sollte mehr als 100 hauptsächlich französische Touristen von Fez in Marokko zurück nach Frankreich fliegen. Ziel war der Flughafen Beauvais in der Nähe von Paris.
Da der Ryanair-Flieger aber erst mit über dreistündiger Verspätung um 19.15 Uhr Ortszeit im marokkanischen Fez gestartet war und der kleine französische Flughafen Beauvais nördlich von Paris schon geschlossen hatte, als das irische Flugzeug mit den französischen Touristen an Bord dort nach Mitternacht landen wollte, musste der Pilot wohl oder übel einen anderen Airport ansteuern.
Der Ryanair-Pilot beschloss, kurzerhand auf dem Flughafen im belgischen Lüttich zu landen, wo er auch nach Mitternacht von den belgischen Luftfahrtbehörden noch eine Landeerlaubnis erhielt.
Die Passagiere, darunter Familien mit Kindern, wurden über die Änderung des Zielflughafens nicht informiert. Als ihnen dämmerte, dass sie nicht in Beauvais bei Paris sondern auf dem belgischen Flughafen Lüttich gelandet waren, brach sich ihre Wut Bahn. Sie besetzten das Flugzeug, weigerten sich auszusteigen und forderten, dass die Maschine nach Beauvais bei Paris weiter fliegen müsse. Doch das ging nicht mehr. Denn die Ryanair-Besatzung war bereits ,,off duty“ – nicht mehr im Dienst.
Die Maschine hatte das Limit ihrer Flugstunden erreicht und durfte gar nicht mehr weiterfliegen. Die beiden Piloten und die Besatzung der Rayanair verließen auch das Flugzeug und ließen die meuternden Passagiere zurück. Doch bevor sie gingen, verschlossen sie auch noch die Toiletten. Die Tür zum Cockpit hätten die Piloten jedoch offen gelassen, berichten die Passagiere.
,,Wir waren wütend, dass wir in Lüttich gelandet waren. Das wollten wir nicht akzeptieren,‘‘ erklärt die Passagierin Myléne Netagne die Stimmung an Bord.
Die Lütticher Flughafenleitung und die Feuerwehr verhandelte mit den meuternden Passagieren, die das Flugzeug besetzt hielten, insgesamt fast vier Stunden lang. Erst dann waren diese bereit, die auf dem falschen Flughafen gelandete Maschine zu verlassen.
In den frühen Morgenstunden des Mittwoch stiegen sie in Busse, die allerdings nicht Ryanair, sondern der Lütticher Flughafen bereitstellte, und wurden von Lüttich nach Paris gefahren. ,,Um 4.30 Uhr morgens stiegen die Ryanair-Passagiere in unsere Busse. Die Verhandlungen, um sie dazu zu bewegen, waren sehr langwierig und schwierig,‘‘ berichtet Flughafensprecher Christian Delcourt.
Insgesamt vier Flüge
Er gibt auch zu, dass insgesamt vier Flüge von Ryanair in der Nacht von Dienstag auf den Mittwoch auf den Flughafen in Lüttich umgeleitet werden mussten. Auch diese Flüge hätten in Frankreich landen sollen. Die Passagiere von den drei anderen Flügen hätten die Ungemach hingenommen, ohne zu protestieren. Die des vierten Ryanair-Fluges jedoch nicht.
Der Billig-Flieger Ryanair wollte sich zu dem Zwischenfall gestern nicht äußern.