Brüssel. .

Die EU-Mitgliedsstaaten haben sich auf neue Fischfang-Quoten geeinigt. Die Tiefsee-Fischerei im Nord-Atlantik soll eingeschränkt werden, haben die EU-Landwirtschaftsminister beschlossen. Widerstand kam aus Spanien, Portugal und Frankreich.

Mehr Schutz für Tiefseefische: Europäische Fischer dürfen in den nächsten zwei Jahren weniger Fische fangen, die mehrere hundert Meter unter der Meeresoberfläche leben. Darauf einigten sich jetzt die EU-Landwirtschaftsminister bei ihrem Treffen in Brüssel. In der Tiefsee tummeln sich Hai- und Barsch-Arten, aber auch der Gabeldorsch und der Schwarze Degenfisch. In den kommenden beiden Jahren sollen die Fangquoten je nach Fischart entweder gleich bleiben oder gesenkt werden.

Deutschland ist kaum am Fanggeschäft mit Tiefsee-Fisch beteiligt. Umweltverbände sehen die Fischerei in diesen Bereichen skeptisch. Denn in großen Meerestiefen kommen Schleppnetze zum Einsatz, die über den Meeresgrund schleifen. Dabei würden empfindliche Korallen und Schwämme zerstört, beklagen etwa Greenpeace und der WWF.

Zustand der Fisch-Bestände ist unklar

EU-Fischereikommissarin Maria Damanaki begrüßte das Ergebnis als „Kompromiss“. Die Griechin hätte die Fangquoten gerne noch weiter abgesenkt. Gerade Frankreich, Portugal und Spanien versuchten aber, ihre heimische Fischindustrie so weit wie möglich zu schützen, sagte ein EU-Diplomat.

Grundlage für die Verhandlungen waren Vorschläge der EU-Kommission. Dabei ging es um Fangquoten für europäische Tiefsee-Fische und Fische in internationalen Gewässern im Nordost-Atlantik. Die EU-Kommission, die sich bei ihren Quoten-Tipps auf wissenschaftliche Gutachten stützt, hatte dabei zur Vorsicht gemahnt. Solange nicht klar sei, dass die Bestände sich erholten, sollten keine weiteren Fangmöglichkeiten gewährt werden. „Wenn wir uns schon über den Zustand der Bestände im Unklaren sind, müssen wir dafür sorgen, dass wir nicht mehr fangen als zum heutigen Zeitpunkt, zumindest bis wir uns ein genaues Bild von den wirklichen biologischen Verhältnissen gemacht haben“, hatte EU-Fischkommissarin Damanaki die Vorschläge begründet.

Doch wie weit die Vorsicht bei dünner Datenlage reichen soll, ist politische Verhandlungssache. Wenn die Empfehlungen der Wissenschaftler präzise und gut abgesichert seien, würden sie in der Regel akzeptiert, erklärte ein EU-Diplomat. Doch sobald es Unsicherheiten gebe, beginne ein Ringen um die richtige Strategie.

Deutschland hat laut dem Bundeslandwirtschaftsministerium lediglich neun Hochsee-Fischboote. Ein wichtiges Anliegen haben die Deutschen in Brüssel allerdings erreicht: Bereits im nächsten Jahr werden die erlaubten Fangmengen für Tiefseehaie deutlich gesenkt. Ihre Zahl ist der EU-Kommission zufolge gesunken. 2012 gilt ein volles Fangverbot – Haie, die als Beifang versehentlich aus dem Wasser gezogen werden, dürfen dann nicht mehr verkauft werden.