Berlin.

Pressesprecher Offer hat die Konsequenzen aus dem Eklat mit Schäuble gezogen und ist zurückgetreten. Die Art und Weise, wie Schäuble seinen Sprecher in der Öffentlichkeit gedemütigt hat, war schäbig. Ein Kommentar von Dirk Hautkapp.

Es gibt in der Politik wie im normalen Leben Menschen, deren charakterliche Verschleißerscheinungen mit den Jahren beängstigende Ausmaße annehmen. Selbst wenn man Wolfgang Schäuble zugute halten darf, dass ihm das Schicksal außerordentliche Prüfungen auferlegt hat, was manches, aber nicht alles entschuldigt: Seit gestern muss man den Bundesfinanzminister in den Kreis der oben genannten Zeitgenossen aufnehmen.

Die Art und Weise, wie einer der ältesten und tüchtigsten Fahrensmänner der deutschen Politik sein Sprachrohr sprachlos gemacht hat, ohne Not und absichtsvoll demütigend, erlaubt einen Blick hinter die Fassade des Berliner Verlautbarungsbetriebs. Wo Machtmenschen mit der über Jahre antrainierten Überheblichkeit eines ergrauten Publikumslieblings den Ton angeben, herrscht zuweilen Schäbigkeit und menschliche Verrohung.

Das Bedrückendste an der Demontage Michael Offers, der verständlicherweise nicht länger gewillt war, den Kakao zu trinken, durch den man ihn gezogen hat: Sie wird mutmaßlich nicht mal geahndet. Dabei ist es überfällig, dass die Christlich Demokratische Union, die so gerne ihr „C“ herausstellt, Wolfgang Schäuble die Grenzen aufzeigt. Er selbst hat ganz offensichtlich den Blick dafür verloren.