Berlin. .

Pressesprecher Michael Offer hat die Konsequenzen aus dem Eklat mit Finanzminister Schäuble gezogen und ist zurückgetreten. Schäuble hat seinen Sprecher in aller Öffentlichkeit zusammengefaltet.

Der Sprecher von Finanzminister Wolfgang Schäuble ist wenige Tage nach dessen öffentlichem Wutausbruch zurückgetreten. In einer Reuters am Dienstag vorliegenden E-Mail an Schäuble schrieb Michael Offer, ihm sei klargeworden, dass er nicht das volle Vertrauen des Ministers genieße. Schäuble, der für seinen Umgang mit Offer hart kritisiert wurde, akzeptierte dessen Rücktritt.

Der Ausfall Schäubles gegen seinen Pressesprecher bei einer Pressekonferenz am Donnerstag hatte auch in der Union und beim Koalitionspartner FDP Irritationen und Kritik ausgelöst. Am Montag sah sich Regierungssprecher Steffen Seibert veranlasst, Zweifel an der Personalführungskompetenz Schäubles zurückzuweisen. Solche Zweifel gebe es bei Kanzlerin Angela Merkel nicht, sagte Seibert vor Journalisten.

Kein Vertrauen mehr

In der E-Mail an Schäuble und die Staatssekretäre des Ministeriums schrieb Offer, nach einem offenen Gespräch am Montagnachmittag sei ihm deutlich geworden, dass er leider nicht das volle Vertrauen Schäubles bei der Ausübung seiner Funktion als Pressesprecher habe: „Ich erkläre daher meinen Rücktritt als Ihr Sprecher und bitte um Zuweisung einer neuen Aufgabe.“

Schäuble erklärte anschließend, er habe Offers Wunsch entsprochen und ihn von seiner Funktion entbunden. Er dankte ihm „für seinen unermüdlichen Einsatz und seine Loyalität“.

Mit Offer verliert Schäuble in einer politisch schwierigen Zeit einen ausgewiesenen Experten in der Haushaltspolitik. Der Beamte hatte sich seinen Namen vor allem als Mitarbeiter der CDU/CSU-Bundestagsfraktion gemacht, bevor er als Schäuble-Sprecher zurück in das Finanzministerium wechselte. Der Rücktritt Offers ist für SPD-Fraktionsvizechef Joachim Poß „nur konsequent“. Nach Schäubles Eklat könne es eine „enge Zusammenarbeit“ nicht geben, sagte Poß zu DerWesten. „Die Verantwortung dafür trägt allein der Minister“, fügte Poß hinzu. Die Opposition habe Schäubles Sprecher Michael Offer als „fachlich hochprofessionellen“ Beamten kennen gelernt.

„Herr Offer, reden Sie nicht!“

Auslöser der Affäre war, dass Schäuble Offer am 4. November vor der versammelten Finanzpresse immer wieder hart angegangen war, weil die Ergebnisse der neuen Steuerschätzung nicht rechtzeitig vor dem Journalistentermin verteilt worden waren. Schäuble hatte daraufhin wütend den Saal verlassen und war erst nach 15 Minuten zurückgekehrt. Erklärungsversuche Offers bügelte er barsch ab: „Herr Offer, reden sie nicht, sorgen sie dafür, dass die Zahlen jetzt verteilt werden.“ Nach seiner Rückkehr legte Schäuble nach: „Wir warten noch, bis der Offer da ist, er soll den Scherbenhaufen schon selber genießen.“

Die Videomitschnitte von der Pressekonferenz entwickelten sich in den folgenden Tagen zu einem Hit im Internet. Die SPD kritisierte, so wie Schäuble gehe man nicht mit Schutzbefohlenen um. Der schleswig-holsteinische FDP-Fraktionschef Wolfgang Kubicki sagte: „Der Mann steht unter Drogen.“ Dafür war er seinerseits von FDP-Chef Guido Westerwelle gerügt worden.

Am Wochenende hatte Schäuble dann eingeräumt: „Bei aller berechtigten Verärgerung habe ich vielleicht überreagiert.“ Zu einer Entschuldigung bei Offer rang er sich allerdings nicht durch, zumindest wurde eine solche nicht öffentlich bekannt. Noch am Montagabend scherzte er bei einer Veranstaltung der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft in Berlin, er sei eben nicht leicht zu nehmen. Wer die Nachfolge Offers als sein Pressesprecher übernimmt, ist noch unklar. (rtr)