Auch wenn die Bauarbeiten an der Sagrada Família in Barcelona noch Jahre dauern werden: Papst Benedikt weihte die weltbekannte Kirche am Sonntag zur Basilika. Damit können in dem Bauwerk von Gaudi auch Gottesdienste gefeiert werden.
Am letzten Tag seiner Spanien-Reise hat Papst Benedikt XVI. am Sonntag die berühmte noch unvollendete Kirche Sagrada Família in Barcelona geweiht. Der 83-jährige Pontifex unterstrich während der Messe die ablehnende Haltung der katholischen Kirche gegenüber Abtreibung und Homosexualität. Die Einwohner der katalanischen Metropole reagierten gespalten auf seinen Besuch.
Sagrada Família geweiht
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Rund 6500 Menschen wohnten der Weihe-Zeremonie bei, darunter hunderte Priester und Bischöfe. Drei Chöre sangen während des Gottesdienstes, der auf großen Leinwänden ins Freie übertragen wurde. Zur Einsegnung der Kirche versprengte der Papst Weihwasser auf den Altar des Gotteshauses, das er zur Basilika erhob. Dort soll nun täglich ein Gottesdienst stattfinden. Bisher waren nur in der Krypta der Kirche, wo sich die Gebeine Gaudís befinden, Messen gefeiert worden.
Bauzeit schon seit 1882
An der Kirche des katalanischen Architekten Antoni Gaudí, die der Papst als Zeichen Gottes für „Frieden statt Gewalt“ bezeichnete, wird seit dem 19. März 1882 gebaut. In etwa 15 Jahren und damit 100 Jahre nach Gaudís Tod könnte das Bauwerk fertiggestellt werden. Vor allem an den zahlreichen Türmen der Kirche, deren größter 170 Meter hoch werden soll, wird noch gearbeitet. Teile des Monuments stehen seit dem Jahr 2005 auf der Weltkulturerbe-Liste der Unesco.
Während des Gottesdienstes bekräftigte Benedikt XVI. die Linie der katholischen Kirche zu Abtreibung
und Homosexualität. „Das Leben von Kindern muss ab dem Moment seiner Entstehung als heilig und unantastbar verteidigt werden“, sagte er und fügte hinzu, dass die „unauflösbare Liebe zwischen einem Mann und einer Frau“ die Grundlage des menschlichen Lebens sei. In Spanien war in diesem Jahr heftig über ein neues Gesetz diskutiert worden, nach dem Frauen grundsätzlich bis zur 14. Schwangerschaftswoche abtreiben dürfen.
Bei seiner Ankunft in Barcelona wurde Benedikt XVI. von tausenden Gläubigen mit Rufen wie „Lang lebe der Papst!“ begeistert begrüßt. Auf der Straße zur Sagrada Família standen die Menschen dicht gedrängt in mehreren Reihen, um einen Blick auf das vorbeifahrende Papamobil zu werfen. Die Straßen waren von Fahnen in den Vatikan-Farben Gelb und Weiß gesäumt.
Proteste
Dem Papst schlug jedoch auch geballter Unmut entgegen. Aus Protest gegen die Haltung der katholischen Kirche zur Homosexualität starteten rund hundert gleichgeschlechtliche Paare eine minutenlange Kuss-Demonstration und riefen unter anderem „Hau ab!“. In vielen Fenstern hingen an den Papst gerichtete Plakate mit der Aufschrift „Ich erwarte Dich nicht!“.
Am Samstag besuchte der Pontifex zum Auftakt seiner Reise den nordspanischen Wallfahrtsort Santiago de Compostela. Dort wurde er am Flughafen von Spaniens Kronprinzenpaar Felipe und Letizia sowie zahlreichen Vertretern aus Politik und Kirche empfangen.
In einem Gottesdienst auf dem Obradoiro-Platz rief er vor rund 7000 Gläubigen, die ihn mit brennenden Kerzen und christlichen Gesängen empfingen, zur Rückbesinnung auf den Glauben auf. „Europa muss sich Gott öffnen, muss ihm ohne Furcht begegnen“, sagte er. Es sei „tragisch“, dass sich in Europa seit dem 19. Jahrhundert die Ansicht verbreite, Gott sei ein Gegner des Menschen und „Feind seiner Freiheit“. (afp)
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