Berlin. .
Bundesinnenminister sieht nach der Serie von Anschlagsversuchen mit Paketbomben die Gefahr weiterer Terrorattacken. Auch Interpol warnt.
Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) hat nach den versuchten Anschlägen mit Paketbomben vor weiteren Terrorakten gewarnt: „Es gibt ernst zu nehmende Hinweise auf Anschläge in Europa und den USA“, sagte der Minister der „Bild am Sonntag“. Die Terrororganisation El Kaida auf der Arabischen Halbinsel (AQAP) bekannte sich zu dem Anschlagsversuch mit Paketbomben aus dem Jemen.
„Die Ereignisse sind für mich Anlass, meine Sorgen erstmals öffentlich zu machen“, sagte de Maizière. Der Innenminister forderte zu höchster Aufmerksamkeit auf: „Ich möchte die Bevölkerung bitten, in ihrem Umfeld wachsam zu sein und alles, was ihnen verdächtig erscheint, der Polizei zu melden.“ De Maizière ging nicht davon aus, dass es sich bei den vereitelten Anschlägen aus dem Jemen um einen Test gehandelt hat: „Alles spricht dafür, dass dies kein Probelauf war, sondern ein sehr ernst zu nehmender Anschlagsversuch.“
„Orange Notice“ von Interpol
Die internationale Polizei Interpol warnte wegen der Bomben die Polizeien ihrer Mitgliedstaaten und übermittelte technische Informationen über die Sprengsätze. Die am Samstag ausgegebene Warnung „Orange Notice“ beinhaltete neben technischen Details Fotos der Bomben. Auf diese Weise sollten die Polizeien und andere Strafverfolgungsbehörden in die Lage versetzt werden, „angemessene Maßnahmen“ zu treffen, um künftig mögliche Bomben besser zu identifizieren“.
Zuvor hatte sich die Terrororganisation El Kaida auf der Arabischen Halbinsel (AQAP) zu den versuchten Paketbombenanschlägen bekannt, wie das auf die Überwachung islamistischer Internetseiten spezialisierte US-Unternehmen SITE am Freitag mitteilte. Die Sprengsätze waren vor einer Woche in Großbritannien und in Dubai entdeckt worden. Die Pakete waren an jüdische Einrichtungen in Chicago adressiert und enthielten Druckerpatronen, in denen der Sprengstoff PETN versteckt war.
SITE zufolge rief AQAP in einschlägigen Foren zu weiteren Anschlägen auf. Der El-Kaida-Ableger gab demnach außerdem an, für die „Explosion“ einer UPS-Maschine Anfang September in Dubai verantwortlich zu sein. Das Flugzeug hatte kurz nach dem Start Feuer gefangen und war abgestürzt. Die Behörden der Vereinigten Arabischen Emirate bezweifelten jedoch diese Aussagen.
Nach Informationen der „New York Times“, die sich auf US- und EU-Vertreter berief, erhielten die USA bereits Anfang Oktober eine glaubwürdige Warnung aus Saudi-Arabien, wonach AQAP Anschläge plante. Der saudiarabische Geheimdienst habe am 9. Oktober die US-Kollegen informiert, dass der jemenitische Arm der Terrororganisation vier Tage zuvor seine Planungen für einen Anschlag in den USA oder Europa abgeschlossen habe.
Die USA stationierten einem Bericht der „Washington Post“ vom Sonntag zufolge bereits vor Monaten Drohnen im Jemen. Mit den unbemannten Flugzeugen solle gegen El-Kaida-Mitglieder vorgegangen werden. Da bisher aber verlässliche Angaben über deren Aufenthaltsorte fehlten, habe noch keine der Drohnen Raketen abgefeuert. Die Behörden im Jemen sehen den Einsatz von US-Drohnen dem Zeitungsbericht zufolge sehr kritisch. Stattdessen hätten sie die USA aufgefordert, bereits versprochene Hubschrauber und anderes militärisches Gerät zu schicken. US-Verteidigungsminister Robert Gates sagte am Samstag, die USA dächten darüber nach, wie sie den Jemen angesichts der wachsenden Präsenz von El Kaida im Land unterstützen könnten.