Essen. .

Die Entscheidung ist gefallen: Bottrop wird die Innovation City Ruhr. Damit hat die Stadt den Wettbewerb um das Vorzeigeprojekt des Initiativkreises Ruhr gewonnen. Wir sprachen mit dem Moderator des Initiativkreises , Wulf Bernotat, über das Projekt und die Chancen.

Nun steht fest, wo die „Innovation City“ entstehen soll. Ein Gewinner, viele Verlierer?

Bernotat: Es gibt zwar einen Sieger, aber keine Verlierer. Ähnlich wie bei der Kulturhauptstadt 2010, bei der Essen die Vorreiterrolle für die gesamte Region übernommen hat, kann es auch diesmal sein. Wir wollen alle 16 Kommunen, die sich für die Innovation City beworben haben, weiter einbinden. Alle Arbeitsergebnisse stehen ihnen zur Verfügung und wir hoffen, dass die besten Ideen an unterschiedlicher Stelle im Ruhrgebiet umgesetzt werden.

Die Bewerbung von Gelsenkirchen/Herten hatte zunächst für Irritationen gesorgt, weil sie nicht den formalen Anforderungen entsprach. Ist im Auswahlverfahren alles sauber gelaufen?

Die Irritationen waren ärgerlich, sollten aber nicht überbewertet werden. Alle Kommunen haben uns zugesagt, weiter zusammenarbeiten zu wollen.

Wann wird die Innovation City sichtbar?

Die Projektgesellschaft wird ihren Sitz in der Gewinnerstadt haben. Mein Wunsch wäre es, dass auf dem Marktplatz eine Art Informationszentrum entsteht, wie damals beim Umbau des Potsdamer Platzes in Berlin die „Red Box“, damit die Bürger vor Ort sich informieren können, permanent auf dem Laufenden sind und mitreden können.

„Klar ist: Wir müssen die Menschen mitnehmen“

Stuttgart 21 zeigt, wie wichtig es ist, bei den Anwohnern Vertrauen zu schaffen. Rechnen Sie bei der Innovation City auch mit Widerständen?

Sie lassen sich natürlich nicht völlig ausschließen. Aber ich denke, dass die Innovation City eine Idee ist, die bei einer großen Mehrheit der Bürger Zuspruch findet. Klar ist: Wir müssen die Menschen mitnehmen.

Was sind die nächsten Schritte?

Jetzt, da klar ist, mit welcher Stadt wir planen, können wir einen Masterplan erstellen, in dem die konkreten Vorhaben benannt sind. Außerdem wäre es sinnvoll, die Innovation City als Kern für weitere Aktivitäten zu nutzen. Nun gibt es eine gute Grundlage, um das Projekt einer Art Expo für den Klimaschutz voranzutreiben. Eine solche Klima-Expo passt wunderbar in die Region und könnte nach der Kulturhauptstadt ein neues Leitprojekt für das Ruhrgebiet werden. Auch bei NRW-Umweltminister Johannes Remmel findet die Idee der Klima-Expo Zuspruch, wie er mir in einem Gespräch versichert hat.

Sie streben für die Innovation City ein Gesamtvolumen in Höhe von 2,5 Milliarden Euro an. Steht die Finanzierung?

Die ersten Schritte sind gesichert. Wir reden über Finanzmittel der beteiligten Unternehmen, aber auch über Fördertöpfe von Bund, Land und Europäischer Union. Ich freue mich sehr, dass auch EU-Energiekommissar Günther Oettinger Interesse an der Innovation City zeigt. Er wird am Samstag Gast bei der Vollversammlung des Initiativkreises Ruhr sein und zu dem Thema sprechen. Die Europäische Union will für 25 „smart cities“ elf Milliarden Euro als Fördergelder zur Verfügung stellen. Wir machen uns berechtigte Hoffnungen, dass wir bei diesem Thema punkten können, weil wir mit der Modernisierung eines bereits bestehenden Wohnviertels repräsentativer Größe ein Alleinstellungsmerkmal haben.

30 Unternehmen wollen sich beteiligen

Ist der Kreis der Unternehmen, die ihr Engagement zugesagt haben, groß genug?

Rund 30 Unternehmen aus dem Initiativkreis wollen sich beteiligen und haben dies in einer Absichtserklärung bekundet. Das ist eine sehr gute Resonanz. Der Bayer-Konzern ist sogar eigens Mitglied des Initiativkreises geworden, weil er sich engagieren will. Wir sind auch offen für Interessenten, die nicht Mitglieder sind, wenn sich diese Unternehmen auch finanziell einbringen.

Wie werden Sie sich persönlich einbringen? Bleiben Sie Aufsichtsratschef von Innovation City?

Ich mache weiter. Schließlich stehe ich zu diesem Projekt.

Sie sind auch Vorsitzender des Aufsichtsrats der Ruhr 2010 GmbH. Welche Bilanz ziehen Sie für die Kulturhauptstadt?

Auch wenn die schreckliche Katastrophe von Duisburg ein großer Wermutstropfen ist, so fällt meine Bilanz insgesamt positiv aus. Das Zusammengehörigkeitsgefühl in der Region wurde gestärkt. Unsere Besucher haben ein gutes Bild vom Ruhrgebiet bekommen.

Wie fällt Ihre Bilanz als Moderator des Initiativkreises Ruhr aus?

Ich bin zufrieden, dass wir gemeinsam viele Projekte auf den Weg bringen konnten. Denken Sie an die Innovation City, die Zukunftssicherung des Klavierfestivals Ruhr, die Internationale Schule in Essen oder den Erfolg unseres Logistiknetzwerks im Spitzenclusterwettbewerb des Bundes. Diese Beispiele beweisen, dass wir im Initiativkreis Ruhr in meiner Amtszeit konkrete und nachhaltige Projekte angeschoben und umgesetzt haben. Damit unterstützen wir den noch nicht abgeschlossenen Strukturwandel im Ruhrgebiet nachhaltig und schaffen hoch qualifizierte und anspruchsvolle Arbeitsplätze.