Stuttgart. .

Der Protest gegen das umstrittene Bauprojekt Stuttgart 21 hält unvermindert an. Aktivisten pflanzten am Samstagabend Bäume im Stuttgarter Schloßgarten - an der Stelle, wo vor wenigen Wochen die ersten Bäume abgeholzt wurden.

„Stuttgart 21“-Gegner haben am Samstagabend auf dem abgesperrten Baugelände im Stuttgarter Schlossgarten Bäume gepflanzt. Rund 20 Aktivisten der sogenannten Parkschützer und Robin Wood besetzten nach der Kundgebung des Gegnerbündnisses und während der Demonstration das Baugelände im Schlossgarten, wo derzeit die Einrichtung einer Anlage für das Grundwassermanagement vorbereitet wird. Dort setzten sie symbolisch rund zehn junge Platanen, Eschen und Spitzahornbäume in den Boden.

Bei der Aktion gab es einige Rangeleien mit der Polizei, als die Demonstranten Drähte am Bauzaun wegbogen und daran rüttelten. Die Polizei nahm daraufhin 19 Aktivisten vorübergehend in Gewahrsam, um ihre Personalien aufzunehmen. Sie müssten nun mit Anzeigen wegen Hausfriedensbruch und Sachbeschädigung rechnen, sagte ein Polizeisprecher. Das Baugelände sei kurz darauf geräumt worden.

Bisher wurden 25 Bäume gefällt

In der Nacht zum 1. Oktober waren im Schlossgarten 25 Bäume für das umstrittene Projekt „Stuttgart 21“ gefällt worden. Vorangegangen war ein Polizeieinsatz zur Einrichtung der Baustelle, Tausende Demonstranten hatten versucht, die Baumfällarbeiten zu verhindern. Bei dem Einsatz wurden mehr als hundert Menschen verletzt, darunter auch Polizisten.

Das Verwaltungsgericht Stuttgart zweifelte in seiner Prüfung die Zulässigkeit der Baumfällarbeiten an. Umweltaktivisten hatten einen Eilantrag zum Schutz des in den Bäumen beheimateten Juchtenkäfers eingereicht. Das Gericht erklärte, es hätte dem Eilantrag „höchstwahrscheinlich“ stattgegeben.

Mit den Baumpflanzungen fordern die Aktivisten nach eigenen Angaben, dass die Arbeiten am Grundwassermanagement für das Bahn-Projekt „Stuttgart 21 sofort“ eingestellt werden und das Gelände dem Park zurückgegeben wird. Durch die bis 2024 vorgesehene Grundwasserabsenkung würden die Bäume im gesamten Schlossgarten gefährdet.Bei dem Projekt soll der Stuttgarter Hauptbahnhof für 4.1 Milliarden Euro von einem Kopf- in einen unterirdischen Durchgangsbahnhof umgebaut werden.

24.000 Demonstranten am Samstag auf der Straße

Einen Tag nach dem zweiten Schlichtungsgespräch im Rathaus hatten erneut Tausende gegen das Bahnprojekt demonstriert. Die Polizei sprach von 10.000, die Veranstalter von rund 24.000 Teilnehmern. Die Polizei war am Samstag mit mehreren hundert Beamten im Einsatz.

„Stuttgart 21“-Schlichter Heiner Geißler hatte am Freitag, beide Seiten erneut ermahnt, die Friedenspflicht während der Gespräche einzuhalten. Er verurteilte die Besetzungen des Südflügels und Beleidigungen gegen Ministerpräsident Stefan Mappus (CDU). Geißler sagte außerdem, dass er nicht billige, wenn an den beiden Baustellen Arbeiten durchgeführt würden, auch wenn sie „objektiv notwendig seien“. „Es kommt auf die psychologische Wirkung an und man sollte alles vermeiden, was von der Bevölkerung möglicherweise als Provokation gesehen werden könnte“, sagte er.

Bei dem Projekt soll der Stuttgarter Hauptbahnhof für 4,1 Milliarden Euro von einem Kopf- in einen unterirdischen Durchgangsbahnhof umgebaut werden. (dapd)