Düsseldorf. .
Die NRW-Landesregierung will früher verhindern, dass Kinder und Jugendliche kriminell werden. Dazu sollen im kommenden Jahr 20 Millionen Euro in ein Modellprojekt investiert werden.
Verhaltensauffällige Kinder sollen in Nordrhein-Westfalen künftig schon mit neun Jahren in „pädagogisch hoch intensiven Betreuungseinrichtungen“ untergebracht werden, um sie vor einer Karriere als Intensivstraftäter zu schützen. Das plant die rot-grüne Landesregierung nach Angaben der „Welt am Sonntag“.
Landesinnenminister Ralf Jäger (SPD) erklärte im Gespräch mit der Zeitung, in diesen Einrichtungen werde ein deutschlandweit bislang unerreichtes Betreuungsverhältnis geschaffen: Jedes Kind soll einen Betreuer ganz für sich bekommen. Eine solche Betreuung dürfte zwischen 50.000 und 60.000 Euro pro Kind und Jahr kosten. Die Landesregierung wird erste Modellprojekte schon 2011 mit rund 20 Millionen Euro finanzieren.
Orientierung an Skandinavien
Nur zu diesem frühen Zeitpunkt und durch derart intensive Pädagogik ließen sich auffällige Kinder noch prägen. Eine so frühe Intervention ist laus Sicht von Vertretern der Jugendhilfe aber auch praktikabel, weil etwa 80 Prozent aller auffälligen Kinder schon gegen Ende der Grundschulzeit mit hoher Wahrscheinlichkeit erkennen ließen, ob sie später die Intensivtäterlaufbahn einschlagen oder nicht.
Bis zum vollendeten 14. Lebensjahr dürfen Kinder zwar nur in offenen, nicht in geschlossenen Heimen betreut werden. Doch der Innenminister Jäger sieht einen Weg, die Rund-um-die-Uhr-Betreuung trotzdem zu realisieren: Würden die offenen Einrichtungen in abgelegenen Ecken und auf dem Land errichtet, hätten Kinder „keine Anreize zum Weglaufen“. Das belegten auch „die skandinavischen Länder, in denen solche Heime verbreitet sind“.
Jäger hofft mit dieser Form der Frühintervention so viele Straftäterkarrieren zu verhindern, dass ein Teil der Kosten wieder hereinkommt. Schließlich verursachten auch Straftaten und JVA-Aufenthalte Millionenkosten.(dapd)