Düsseldorf. .

Frankreich wird wegen der gewaltsamen Auflösung von Roma-Lagern gescholten. Aber auch in Nordrhein-Westfalen werden Roma ins Kosovo abgeschoben, klagt der NRW-Landesverband der Sinti und Roma.

Der NRW- Landesverband der Sinti und Roma wirft Politik und Behörden vor, sie gingen ähnlich rüde mit Roma aus Osteuropa vor wie die französische Regierung. „Deutschland verhält sich nicht anders. Auch von NRW aus werden heimlich, still und leise Roma abgeschoben. Das bemerkt die Öffentlichkeit nicht, weil diese Menschen nicht, wie in Frankreich, in Lagern leben, die von der Polizei geräumt werden”, sagt Roman Franz, Vorsitzender des Landesverbandes und Mitglied im Zentralrat der Sinti und Roma. Nach der Abschiebung in den Kosovo seien diese Menschen völlig hilflos.

„Diese Menschen stehen nach der Abschiebung vor dem Nichts. Es sind Kinder und Jugendliche dabei, die in Deutschland zur Schule gehen. Sie sprechen die Sprache der Menschen im Kosovo nicht, sie werden überall abgewiesen, und sie haben keine Chance, dort Arbeit zu finden. In Kosovo und Montenegro werden Roma schwer diskriminiert. Das beginnt in der Nachbarschaft und endet in den Ämtern. Sie haben dort keine Chance. integriert zu werden, weil sie völlig rechtlos sind. Sie werden noch nicht mal medizinisch versorgt”, versichert Franz.

3700 Ausreisepflichtige

Die deutschen Behörden würden nicht mit dem Landesverband der Sinti und Roma über das Thema reden. „Ich habe auch nicht festgestellt, dass der frühere NRW-Integrationsbeauftragte Thomas Kufen viel für uns getan hat”, meint Franz. Auch setze NRW das von der Bundesregierung unterschriebene Übereinkommen des Europarates zum Schutz nationaler Minderheiten nicht um. Das täten nur Hessen und Baden-Württemberg.

Das Innenministerium spricht von 3700 ausreisepflichtigen Roma in Nordrhein-Westfalen. In den ersten acht Monaten dieses Jahres seien 54 Roma in den Kosovo abgeschoben worden, 2009 waren es insgesamt 21. Erst seit April 2009 gilt ein Abkommen zwischen Deutschland und Kosovo über die Rückführung von Roma. die zu Beginn der 90-er Jahre als Kriegsflüchtlinge kamen. In Deutschland leben etwa 70 000 Sinti und Roma, unter ihnen sind rund 10 000 Flüchtlinge, die lediglich geduldet werden.

Roman Franz glaubt , dass sich die Haltung der deutschen Gesellschaft den Sinti und Roma gegenüber deutlich verbessert habe. „Weil die jungen Menschen eine andere Haltung gegenüber Minderheiten haben als ihre Eltern und Großeltern.”