Köln/Bochum. .
Überraschungsbesuch für Thomas Middelhoff: Ermittler der Staatsanwaltschaften Bochum und Köln durchsuchten das Privathaus und Büros des Ex-Arcandor-Chefs. Sie tauchten auch bei anderen früheren Arcandor-Verantwortlichen auf .
Die Staatsanwaltschaft Bochum treibt ihre Untreue-Ermittlungen gegen den früheren Arcandor-Chef Thomas Middelhoff voran. Im Rahmen einer groß angelegten Durchsuchungsaktion gegen frühere Verantwortungsträger des pleitegegangenen Handelskonzerns seien auch das Wohnhaus des Managers in Bielefeld und sein Büro in Köln durchsucht worden, betätigte ein Middelhoff-Sprecher.
Die Durchsuchung war Bestandteil einer groß angelegten Razzia im gesamten Bundesgebiet, mit der die Staatsanwaltschaften in Köln und Bochum Licht in mehrere dubiose Wirtschaftsaffären bringen wollen. Eingesetzt wurden dabei nach Angaben eines Justizsprechers mehr als 260 Ermittler. Durchsucht wurden auch die Geschäftsräume des umstritten Kölner Baulöwen Josef Esch.
Die Ermittlungen der Bochumer Staatsanwaltschaft richten sich nach Angaben eines Justizsprechers gegen frühere Top-Verantwortliche des inzwischen insolventen Arcandor-Konzerns (Karstadt, Quelle). Ermittelt werde wegen des Verdachts der Untreue im Zusammenhang mit dem Niedergang des Konzerns, sagte der Sprecher.
260 Ermittler im Einsatz
Die Kölner Staatsanwaltschaft trieb gleichzeitig ihre Ermittlungen in einer Reihe von Vermögens-, Korruptions- und Steuerdelikten voran. Ermittelt werde gegen ehemalige Vorstandsmitglieder der Sparkasse Köln/Bonn und einen Unternehmer aus dem Raum Köln, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft. Nach Angaben aus informierten Kreisen soll es sich bei dem Unternehmer um Josef Esch handeln. Die Josef Esch Fonds Projekt GmbH bestätigte, dass bei ihr Durchsuchungen stattfanden. Eine Stellungnahme zu den Vorwürfen war jedoch zunächst nicht zu erhalten.
Die Staatsanwaltschaften in Köln und Bochum hätten ihre Durchsuchungsaktionen koordiniert, da es personelle und örtliche Überschneidungen gebe, hieß es bei den Bochumer Strafverfolgern. So war der frühere Arcandor-Chef Middelhoff an Immobilienfonds des Kölner Baulöwen beteiligt, die Gebäude zu außergewöhnlich hohen Mieten an den zu Arcandor gehörenden Karstadt-Konzern verpachtet hatten. Die Staatsanwaltschaft prüft, ob der Manager in diesem Zusammenhang darauf verzichtete, mögliche Millionenansprüche des Handelskonzerns gegenüber Esch einzuklagen. Middelhoff bestreitet dies allerdings entschieden.
Der Bauunternehmer Esch war aber auch im Zusammenhang mit dem Bau der neuen Nordhallen der Kölnmesse ins Zwielicht geraten. Der Europäische Gerichtshof hatte vor knapp einem Jahr die ohne Ausschreibung erfolgte Vergabe des Bauauftrags an den Oppenheim-Esch-Fonds als Verstoß gegen das europäische Vergaberecht gerügt. Nach Überzeugung der Luxemburger Richter hätte das öffentliche Großprojekt europaweit ausgeschrieben werden müssen. (dpad)