Berlin. .
Der Auftritt des niederländischen Rechtspopulisten Geert Wilders in Berlin sorgte für Proteste.
Die rund 500 Zuschauer empfangen den niederländischen Rechtspopulisten Geert Wilders wie einen Popstar. „Geert, wir lieben Dich“, schreit eine Zuhörerin, als der 47-Jährige am Samstag in einem Saal des Hotels Berlin zu seiner Rede ansetzen will. Zuvor war er mit Beifall und Jubel bedacht worden, als er im Blitzlichtgewitter der zahlreichen Fotografen die Bühne betrat. Mehr als zehn Kameras, auch ausländischer Teams, sind auf den groß gewachsenen und auffallend blonden Niederländer gerichtet.
“Ich freue mich in Berlin zu sein“, spricht der Vorsitzende der islamfeindlichen Partij voor de Vrijheid (PVV) seine ersten Worte in nahezu akzentfreiem Deutsch. Sein Auftritt war von den Zuschauern mit Ungeduld erwartet worden. Die Proteste vor dem Hotel hielten sich in Grenzen. Rund 120 Menschen hatten sich zu Gegenkundgebung am Lützowplatz eingefunden. Aus Sicherheitsgründen war der Veranstaltungsort erst am Samstagmorgen bekanntgegeben worden.
Mehr als 500 Zuschauer verfolgen Rede
Die Fans von Geert Wilders scheinen rechtzeitig von dem Ort erfahren zu haben. In dem Saal mit mehr als 500 Plätzen ist kein Platz mehr frei. Viele Menschen müssen stehen. Sie wollen den neuen führenden Kopf der Islamkritiker in Europa sehen. Dieser steht in den Niederlanden vor seinem bislang größten politischen Erfolg. Dreieinhalb Monate nach der Parlamentswahl hatten sich die rechtsliberale Volkspartei für Freiheit und Demokratie (VVD) des künftigen Ministerpräsidenten Mark Ruttes und der Christdemokratische Appell (CDA) auf eine Koalition unter Duldung der PVV geeinigt. Die Christdemokraten entschieden sich am Samstag für das Bündnis.
Sollte die Regierungsbildung in den Niederlanden mit der Duldung durch seine Freiheitspartei zustande kommen, sei dies ein „historisches Ereignis“, ruft Wilders in den Saal. Auch Deutschland brauche eine politische Bewegung, die sich der Islamisierung entgegenstelle und die deutsche Identität verteidige.
Wilders vergleicht Islam mit Nationalsozialismus und Kommunismus
Auffallend oft führt er die Begriffe „nationale Identität“ und „Stolz“ im Munde und warnt wiederholt vor einer Überfremdung durch den Islam. Dafür erntet er immer wieder Applaus und zustimmende Zwischenrufe. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) wirft er vor, gesagt zu haben, die Islamisierung sei unvermeidlich. „Wir sollten das Inakzeptable aber nicht als unveränderlich akzeptieren.“
Wilders stellte den Islam in seiner Rede zudem als „totalitäre Ideologie“ auf eine Stufe mit dem Nationalsozialismus und Kommunismus. Deutschland sei dabei, die verhängnisvollen Fehler der Weimarer Republik zu wiederholen, sagte er. Das politische System habe sich damals geweigert, zu kämpfen, und sei von einer „totalitären Ideologie“ überrollt worden. Die Zuschauer aus allen Teilen der Bundesrepublik und zahlreichen anderen europäischen Ländern, darunter auffallend viele junge Menschen, klatschen begeistert Beifall.
Lob für Sarrazin
Der niederländische Politiker appelliert auch wiederholt an das Nationalgefühl der Deutschen. Die Debatte über das Buch von Ex-Bundesbankvorstand Thilo Sarrazin (SPD) wertete er als Ausdruck dafür, dass das Land „mit sich ins Reine“ kommt. Die Eliten hätten aber kritisch auf Sarrazin reagiert und ihn entlassen, weil er das „wichtige und drängende Thema“ Integration anspreche. Die Auffassungen des ehemaligen Berliner Finanzsenators würden aber von der Mehrheit der Deutschen geteilt.
Ähnlich wie Sarrazin in seinem Buch „Deutschland schafft sich ab“, das im Veranstaltungssaal zum Kauf angeboten wurde und guten Absatz fand, führt Wilders an, dass der Islam sich auch durch Einwanderung ausbreite. Der Westen habe aber keine Strategie, „wie er damit umgeht“. Zur Kritik der Kanzlerin an der Regierungsbildung in den Niederlanden sagt Wilders am Samstag nichts. Dies übernimmt der partei- und fraktionslose Berliner Abgeordnete René Stadtkewitz, der nach seinem Rauswurf bei der CDU eine Freiheitspartei nach niederländischem Vorbild aufbauen will und Wilders eingeladen hatte. Merkel sollte nicht die Stimme erheben, wenn in einem europäischen Nachbarland eine Regierung mit dem Wahlsieger gebildet werde, sagt der 45-Jährige. Wilders rund einstündige Rede wurde mit stehenden Ovationen bedacht. (dpad)