Düsseldorf. .

Die rot-grüne Landesregierung hat den Startschuss für die neue Gemeinschaftsschule gegeben. Laut Schulministerin Löhrmann gibt es bisher etwa 25 Interessenten. CDU und FDP warfen Löhrmann die Planung einer „Einheitsschule“ vor.

Die rot-grüne Landesregierung führt die neue Gemeinschaftsschule ein. „Der Schulversuch beginnt im Schuljahr 2011/2012“, sagte Schulministerin Sylvia Löhrmann (Grüne) am Montag in Düsseldorf. Bereits am Freitag habe das Landeskabinett die Eckpunkte für die neue Schulform genehmigt. Ab sofort können Schulträger Anträge zur Bildung einer Gemeinschaftsschule beim Land stellen. Laut Löhrmann gibt es bisher etwa 25 Interessenten.

Der bereits gestellte Antrag der münsterländischen Gemeinde Ascheberg solle „in einigen Wochen“ genehmigt werden, sagte Löhrmann. Für die neue Schule muss zunächst nicht das Schulgesetz geändert werden. Rot-Grün will Anträge unter Berufung auf eine Experimentierklausel im geltenden Schulgesetz genehmigen. Der neue Schulversuch läuft nach Angaben der Ministerin für sechs Jahre. Rot-Grün umgeht mit dieser Regelung den Landtag, wo die Koalition keine Mehrheit hat.

Alle Schulabschlüsse erreichbar

Mit der neuen Schulform will die Landesregierung die Chancengleichheit verbessern. In ländlichen Regionen soll die weiterführende Gemeinschaftsschule zudem eine Antwort sein auf sinkende Schülerzahlen. In Klasse 5 und 6 der Schulform werden alle Kinder gemeinsam unterrichtet. Ab der Klasse 7 kann der integrierte Unterricht nach Bildungsgängen differenziert werden. Alle Schulabschlüsse sollen so erreicht werden können.

Löhrmann bezeichnete das Schulmodell als eines der wichtigsten Reformvorhaben der Koalition. Zugleich betonte die Ministerin: „Wir führen diese Schule nicht über die Köpfe der Menschen hinweg ein.“ Ziel sei ein „größtmöglicher Konsens“. Es würden keine Schulen abgeschafft.

Kritik an dem Konzept kam von der Linksfraktion. „NRW braucht keine weitere Schulform. Die Gemeinschaftsschule als zusätzliche Variante, die ab der 7. Klasse wieder ins gegliederte Schulsystem zurückfällt, ist für Eltern eher verwirrend als hilfreich“, sagte die Linke-Bildungsexpertin Gunhild Böth. „Die Gesamtschule hat sich mit ihrer Qualität und ihren individuellen Fördermöglichkeiten bewährt“, fügte die Abgeordnete hinzu.

CDU und FDP warnen vor „Einheitsschule“

CDU und FDP warfen Löhrmann die Planung einer „Einheitsschule“ vor. „Das Ziel der rot-grünen Schulpläne ist die volle Integration aller Schulformen“, sagte die schulpolitische Sprecherin der Liberalen im Landtag, Ingrid Pieper-von Heiden. „Durch die einseitige Bevorzugung der Gemeinschaftsschulen will Löhrmann am Landtag vorbei schulpolitische Fakten schaffen“, sagte der CDU-Bildungspolitiker Thomas Sternberg.

Geteilt fielen die Reaktionen der Lehrerverbände aus. „Die integrative Gemeinschaftsschule soll durch eklatante Bevorzugung gegenüber allen anderen Schulformen zum Standard erhoben werden. Der Boden für die Einheitsschule ist bereitet“, rügte Brigitte Balbach von lehrer nrw, einem Verband, in dem zumeist Realschullehrer organisiert sind. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) lobte das Konzept des Landes hingegen als „Schritt zum längeren gemeinsamen Lernen“.

Rot-Grün habe nun „Klarheit für Schulen und Schulträger geschaffen“, sagte der Chef des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), Udo Beckmann. Mit dem gewählten Modell „können die Stärken aller Schulformen aufgegriffen und zusammengeführt werden“.

Am kommenden Donnerstag (23. September) will die Regierung auf einer nicht öffentlichen Bildungskonferenz mit Kommunen, Parteien, Kirchen, Lehrern, Eltern, Schülern und Sozialpartnern in Düsseldorf über die Zukunft der Schulen im Land beraten. (dapd)