Essen. .

Trotz Regens strömen 60.000 Besucher zum Auftakt von „Essen Original“. Auf sechs Bühnen lädt die 15. Auflage des Festivals bis Sonntag mit einem Mix von Klassik bis Hardrock in die Essener Innenstadt – umsonst und draußen.

„Einfach der Hammer – Essen Original ist immer wieder fantastisch“, meint Christian Rösner (24) aus Essen begeistert am ersten Abend des Musikfestivals. 60.000 Besucher zählte das Stadtfest alleine am Freitag, 250.000 Gäste werden bis Sonntag insgesamt erwartet. Und um noch eine außergewöhnliche Zahl zu nennen: An die 2000 Künstler stehen am Wochenende auf der Bühne, so viele wie noch nie in der langen Tradition des Festivals, das neben Klassik, Rock, Metal, Hardrock und Comedy musikalisch eigentlich alles bedient.

Mit ihrer zarten, aber eindringlichen Stimme begeistert die gebürtig niederländische Sängerin Laura Jansen die Menge. Kaum ertönen ihre Songs und Balladen von der Bühne, füllen sich die Straßencafés am Kennedyplatz: „Einfach zauberhaft. Sie singt wie ein Engel“, meint Roswitha Heck (62) aus Bochum, die mit ihrem Mann Egon (69) genüsslich einen Cappuccino schlürft. Vorglühen ist hingegen für einige Jugendliche in den Nebenstraßen angesagt, denn in der Innenstadt sind ihre Flaschen unerwünscht: „An den Bühnen gilt ein absolutes Glasverbot. Nur so können wir gefährliche Schnittverletzungen vermeiden“, sagt Organisator Dieter Groppe, Prokurist der Essen Marketing GmbH. Darum achten 100 Sicherheitskräfte an den Zugängen zum Festivalgelände penibel darauf, dass das Verbot eingehalten wird. „Geht schon; Hauptsache wir können Party machen!“, ruft René Schlösser (19) einem Sicherheitsmann zu und wirft seine schnell geleerte Wodkaflasche in den Müll.

Mit der britischen Poprocker-Band „Livingston“ wird’s bei „Essen Original“ rasch wieder lauter. Zwei Südafrikaner, ein Brite, ein Italiener und ein Deutscher – die stimmgewaltige Mischung macht’s. Trotz ihrer Touren mit „Revolverheld“, Thomas Godoy und „Ich + Ich“ bleiben die fünf Alternativ-Rocker, die beim Label „Universal Music“ unter Vertrag steht, auf dem Boden. Im „Meet and greet“ stellen sich die Jungs den Fragen einiger Fans, die das Treffen über Facebook und „Essen.Erleben“ gewonnen haben: „Das ist ganz schön aufregend. Wir haben uns mit dem Gitarristen Jakob Nebel über Gitarren und die Songs der Band unterhalten. Die sind echt super und ganz normal“, meinen Dominik Schulz (19) und Moritz Arendt (18) aus Essen, die am Samstag mit ihrer Jugendband selbst auf der Bühne stehen. „Endlich mal die Kulturhauptstadt erleben“, denken sich Erich Senffert (49), Klaus Morgendhum (51) und Jutta Weigand (47), die aus dem oberfränkischen Coburg angereist sind. Die Schlager- und Theaterbühne hinter sich gelassen, steuern sie Zielsicher den Kennedyplatz an: „Hier ist echt eine tolle Stimmung; super Idee mit Essen Original. Umsonst, draußen und dann ist auch noch für jeden etwas dabei: einfach genial!“

Mit dem Song „Pound Power“ aus seinem ersten Solo-Album schaffte es Dellé im vergangenen Jahr ganz nach oben in die deutschen Musik-Charts. Bei „Essen Original“ füllt er den Kennedyplatz mit einfühlsamen Reggae, der sogar die Bandidos mit einem Motorradcorso in die Innenstadt lockt. „Musik, das ist mein Ding“, sagt Dellé, was wohl niemand bezweifeln mag. „Allright Essen. Are you ready for the Party?“, schreit er über den Platz und die Menge tobt. Auf und ab springend, aber trotzdem lässig und begleitet von einer riesigen Band hebt er die nochmals die ausgelassene Stimmung auf dem Platz. Mancher Reggae-Fan greift da auch zur Haschischzigarette – und genießt: die Songs von der Bühne. Am Ende gibt’s reichlich Applaus und drei Zugaben für Dellé.

Trotz zwei kleinerer Streitigkeiten am Rande des Stadtfests bleibt es – ausgenommen von der Musik – ruhig: „Keine besonderen Vorkommnisse; alles ist im positiven Bereich“, erklärt ein Polizeisprecher. Einzig am Pferdemarkt gibt’s für die 150 Sanitäter des Deutschen Roten Kreuzes und des Malteser Hilfsdienstes etwas zu tun: „Sieben Transporte und rund 20 Hilfeleistungen, meist bei alkoholisieren Menschen“, zählt Einsatzleiter Stefan Weiser bis in die frühen Morgenstunden. Weiter im Programm geht’s heute und am Sonntag. Hier sind einige Details:

Programm am Samstag

Auf dem Kennedyplatz ist am Samstag Klassik angesagt – unter anderem dem Schulchor der Goetheschule, jungen Talenten der Folkwang Musikschule, dem Schönebecker Jugendblasorchester und dem symphonischen Blasorchester Essen. Höhepunkt ist die Gala der Essener Philharmoniker ab 21 Uhr. Auf dem Willy-Brandt-Platz hat ab 14 Uhr das Forum Essener Lesben und Schwule das Wort und die Stimme. Ab 21.45 Uhr gibt's dort eine Travestie-Revue. Der Hirschlandplatz gehört von 13 bis 18.40 Uhr den Kindern und Jugendlichen. Kindertagesstätten und Schulen präsentieren dort ein buntes musikalisches Programm. Auf dem Flachsmarkt spielen zwischen 14.20 Uhr und 22 Uhr die Bands, die es auf die Sparkassen-CD „Made in Essen“ geschafft haben. Der Pferdemarkt steht ganz unter dem Motto „Schwarze Bühne“. Am Viehofer Platz präsentiert das Turock bis 22.30 Uhr feinsten Hardrock und Metal.

Programm am Sonntag

Comedy ist ab 12 Uhr auf dem Kennedyplatz angesagt – etwa mit Darbietungen von Heinz Gröning, Ausbilder Schmidt und Hennes Bender von 18.45 Uhr bis 21.30 Uhr. „Local Heros“ holt die Allbau AG am Willy-Brandt-Platz auf die Bühne, darunter: „Boonze Company“ um 14 Uhr, Ruhrschnellweg um 15.45 Uhr und Uhrwerk um 18.30 Uhr. Von 14 bis 18 Uhr gehört die Bühne am Hirschlandplatz den Schulen, Kindereinrichtungen und Vereinen. Ab 19.30 Uhr präsentiert das Kulturbüro der Stadt dort Ausschnitte aus den Programmen von „Das Kleine Theater Essen“, aus dem Theater Courage und vieles mehr. Um 21.40 Uhr zeigt die Rü-Bühne Kalle Henrich mit „Mein lieber Herr Scholli! Ruhrdeutsch und andere Mund- und Unarten“. Der Flachsmarkt gehört ab 14 Uhr dem Essener Sängerkreis, vom Kindergarten St. Peter Kettwig (14 Uhr) bis zu zu verschiedenen Bürgerschafts-Chören (19.20 Uhr). Am Pferdemarkt wird das Programm auf der „Schwarzen Bühne“ bis 22 Uhr fortgesetzt. Dazu gibt’s ab 14 Uhr diverse Contests: Gothmodel, Miss Piercing und Miss Tattoo 2010. Auf der Bühne am Viehofer Platz gibt’s Rock, Hip-Hop, Rap und Breakbeat.

Das gesamte Programm gibt’s hier.