Duisburg/Essen. .
Die Zeiten, in denen sich Fahrer kleinerer Autos mit 60 bis 70 Pferdestärken zufrieden gaben, sind lange vorbei. Fast 130 PS bringt ein Durchschnitts-Neuwagen hierzulande auf die Straße. Und künftig werden es noch mehr.
Die Zeiten, in denen sich Fahrer kleinerer Autos mit 60 bis 70 Pferdestärken zufrieden gaben, sind lange vorbei. „Heute reden wir schon bei Klein- oder Kompaktfahrzeugen von 90 bis 110 PS“, sagt Autoprofessor Ferdinand Dudenhöffer. Für die Autofahrer in Deutschland darf es gern auch ein bisschen mehr sein: Der Durchschnitts-Neuwagen hierzulande bringt eine Motorleistung von knapp 130 PS auf die Straße, so eine aktuelle Studie des Car-Centers Automotive Research der Universität Duisburg-Essen. „Die deutschen Neuwagenkäufer lieben PS“, sagt Car-Direktor Dudenhöffer. Nach einer deutlichen Delle im vergangenen Jahr steigen 2010 die PS-Zahlen wieder.
Knick durch Abwrackprämie
Die durchschnittliche Motorleistung von Neuwagen war in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen. 2009 hatte die Abwrackprämie dann aber dafür gesorgt, dass deutlich mehr Klein- und Kompaktwagen verkauft wurden. Der dadurch bedingte „PS-Knick“ wurde der Studie zufolge in den ersten sieben Monaten 2010 aber nahezu wieder ausgebügelt, so das Car-Institut: Mit 129,8 PS unter der Haube sind Deutsche deutlich stärker motorisiert als Durchschnitts-Europäer (111 PS). Mehr PS kaufen nur noch die Schweden, Luxemburger und Schweizer.
Ein Grund für die stetig steigende Leistung liege darin, dass Autos durch wachsende Ansprüche an Ausstattung und Sicherheit schwerer würden, sagt Dudenhöffer im NRZ-Gespräch. Das höhere Gewicht wird also durch mehr PS ausgeglichen. Ein weiterer Grund sei die wachsende Beliebtheit von Geländewagen (SUV’s) und Vans. Zudem „sind die Deutschen gerne ein bisschen schneller unterwegs“, so der Autoprofessor.
Unterschiede bei PS-Ausstattung
Zwar führten steigende PS-Zahlen wegen sparsamerer Motoren und etwa der wachsenden Verbreitung von Hybrid-Fahrzeugen nicht unbedingt zu höherem Mehrverbrauch. Doch sei der Weg, den Kohlendioxidausstoß mit weniger PS zu erreichen, „bei Deutschlands Autokäufern nicht wirklich beliebt“, sagt der Car-Direktor.
Große Unterschiede gibt es bei der PS-Ausstattung zwischen den Pkw-Marken. So habe ein Smart im Schnitt 71 Pferdestärken. Ein Durchschnitts-Volkswagen kommt mit 118 PS daher. Ein Opel-Neuwagen ist im Mittel mit 115 PS ausgestattet, ein Ford mit 111 und ein Toyota mit 108 PS.
Deutlich darüber liegen die deutschen Premiumfahrzeuge. So hat ein Durchschnitts-Mercedes 168 PS, ein Audi 175 PS und ein BMW 186 PS. Die unangefochtenen Kraftprotze unter den Neuwagen deutscher Produktion baut der Stuttgarter Sportwagenhersteller Porsche: Dessen Neuwagen werden im Schnitt mit satten 360 PS ins Rennen geschickt.
Da der Anteil von Premiumautos im Markt in den nächsten Jahren weiter steigen werde, ziehen auch die PS-Zahlen künftig noch mehr an, prognostiziert das Car-Center der Uni Duisburg-Essen. Dudenhöffer meint: „Mit PS-Enthaltsamkeit kann man bei deutschen Autokäufern weniger punkten.“