Berlin. .
Steigende Lebenshaltungskosten sind derzeit die größte Angst der Deutschen. Überraschend ist die zunehmende Furcht der Bundesbürger vor Naturkatastrophen. In Berlin wurden am Donnerstag „Die Ängste der Deutschen 2010“ vorgestellt.
Wirtschaftliche Sorgen treiben die Bundesbürger am meisten um: Mehr als zwei Drittel fürchten sich vor steigenden Lebenshaltungskosten und einem Wirtschaftsabschwung, wie die am Donnerstag in Berlin veröffentlichte Langzeitstudie „Ängste der Deutschen 2010“ der R + V Versicherung zeigt. Vor dem Hintergrund der Ölpest im Golf von Mexiko erreichte aber auch die Angst vor Naturkatastrophen eine Rekordhöhe.
Rund 64 Prozent der Bürger befürchten demnach, dass die Zahl der Umweltkatastrophen zunimmt. Das sind acht Prozentpunkte mehr als vergangenes Jahr und zugleich der bisher höchste Wert der Langzeitstudie, die die Versicherung nun schon zum 20. Mal erstellt hat.
Die Sorge „Arbeitslosigkeit“ belastet die Deutschen weniger als 2009
Die meisten Sorgen bereiten den Deutschen nach wie vor steigende Lebenshaltungskosten (68 Prozent), die seit einem Jahrzehnt bis auf zwei Ausnahmen die Rangliste der 16 größten Ängste anführen. Mit 67 Prozent fast ebenso hoch ist die Furcht vor einer Verschlechterung der Wirtschaftslage. „Alarmierende Nachrichten über Finanzmarktkrisen, Währungskrisen und Rettungsschirme für überschuldete EU-Staaten erschüttern das Sicherheitsbedürfnis der Bürger“, erklärte der Heidelberger Politologe Manfred Schmidt, der die Studie als Berater begleitete.
Lediglich eine Sorge belastet die Deutschen weniger als 2009 - die Arbeitslosigkeit. Diese Sorge nahm im Vergleich zum Vorjahr um vier Punkte auf 61 Prozent ab, womit sie in der Rangfolge vom zweiten auf den sechsten Platz abrutschte. Noch geringer ist die Angst, den eigenen Job zu verlieren. Sie liegt mit 48 Prozent im Mittelfeld - wobei im Osten diese Angst mit 61 Prozent deutlich verbreiteter ist als im Westen mit nur 45 Prozent.
Männer blickten nie sorgenvoller in die Zukunft als in diesem Jahr
Insgesamt sind den Angaben zufolge die Ängste der Deutschen im Vergleich zum Vorjahr deutlich gestiegen und erreichen den zweithöchsten Durchschnittswert seit Beginn der Studie vor 20 Jahren. Vor allem Männer blickten nie sorgenvoller in die Zukunft als in diesem Jahr: Fast jeder zweite (48 Prozent) hat große Zukunftsängste. 2009 waren es noch 42 Prozent.
Auch die allgemeine Furcht vor Krankheit und Hilflosigkeit steigt. 61 Prozent der Befragten haben Angst davor, im Alter zum Pflegefall zu werden (plus sieben Punkte), 57 Prozent fürchten sich vor einer schweren Erkrankung (plus acht). Auch die Angst, dass der eigene Lebensstandard im Alter drastisch sinken wird, stieg um zehn Punkte auf 47 Prozent. Ferner befürchten immer mehr Eltern, dass ihre Kinder Opfer von Drogen- und Alkoholexzessen werden. Mit einem Plus von zwölf Punkten gab es hier sogar den höchsten Anstieg.
Die Angst vor einem Krieg mit deutscher Beteiligung ist gewachsen
Angesichts der Meldungen über verletzte und gefallene deutsche Soldaten in Afghanistan ist auch die Angst vor einem Krieg mit deutscher Beteiligung gewachsen: Mit 42 Prozent wurde der höchste Stand seit sieben Jahren erreicht. Die Angst vor Terrorangriffen ist mit 53 Prozent indes wesentlich höher als die Furcht, Opfer einer Straftat zu werden. Am wenigsten fürchten sich die Bundesbürger vor dem Ende ihrer Partnerschaft. Jedoch stieg die Angst davor bei Männern wie Frauen von 16 auf 23 Prozent.
Für die Studie wurden vom 11. Juni bis 16. Juli knapp 2500 Bürger ab 14 Jahren befragt. Bis auf einige Ausnahmen, wie die Angst vor dem eigenen Jobverlust oder vor Altersarmut, hat sich 20 Jahre nach der deutschen Einheit das „Angstniveau“ in Ost und West weitgehend angeglichen, lautet ein Fazit der Studie. (AFP)