Berlin. Für den Warenhauskonzern Arcandor naht die Entscheidung. Die Bundesregierung berät heute über einen Notkredit. Andernfalls muss das Unternehmen Insolvenz anmelden. Voraussetzung für den Kredit ist allerdings eine Einigung in den Fusionsverhandlungen mit Metro. Und die stocken.

Die Bundesregierung will am heutigen Montag über die sich immer weiter zuspitzende Lage beim Handels- und Touristikkonzern Arcandor beraten. Dies kündigte eine Sprecherin von Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg an. Arcandor hatte zuvor gewarnt, man müsse bereits heute Insolvenz anmelden, wenn die Bundesregierung den beantragten Notkredit in Höhe von 437 Millionen Euro ablehnen sollte.

Ein Spitzengespräch der Handelsriesen Metro und Arcandor über eine Fusion ihrer Kaufhausketten Kaufhof und Karstadt war am Sonntag ohne Durchbruch zu Ende gegangen. Es gebe nach wie vor gravierende Meinungsunterschiede über den Kaufpreis und über die Zahl der für eine Übernahme attraktiven Standorte, hieß es nach Abschluss der Verhandlungen in Metro-Kreisen.

Insolvenz droht schon am Montag

Eine Einigung über einen Zusammenschluss der Ketten gilt als Vorbedingung für eine mögliche Staatshilfe für den akut ums Überleben kämpfenden Arcandor-Konzern. Die Gespräche sollen kurzfristig fortgesetzt werden, «weil die Situation keinen zeitlichen Aufschub verträgt», betonten die Unternehmen.

Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD) schließt auch eine Insolvenz des angeschlagenen Handelskonzerns Arcandor nicht aus. Verantwortung trügen «diejenigen, die Arcandor in diese Situation hineingeführt haben», sagte Steinbrück am Montag im ARD-Morgenmagazin. Die Eigentümer und die Vermieter seien nun gefragt. Die Regierung lehnt eine Bürgschaft aus dem Konjunkturhilfeprogramm ab. Dies sei nach seiner Wahrnehmung Konsens innerhalb der Regierung, sagte Steinbrück.

Die Beschäftigten der 89 Karstadt-Filialen setzen derweil heute ihre bundesweiten Aktionen zum Erhalt ihrer Arbeitsplätze fort. Gestern hatten sich daran nach Angaben der Gewerkschaft Verdi mehrere Tausend Mitarbeiter beteiligt. In den Filialen wurden die Schaufenster als Symbol für die mögliche Schließung des Unternehmens zugehängt. Die Mahnwachen, Menschenketten und die Sammlung von Solidaritätsunterschriften der Passanten sollen bis morgen dauern. Arcandor hat eine Rettungsbeihilfe von 437 Millionen Euro beantragt. Falls es nicht zu der Hilfe kommen sollte, droht nach Arcandor-Angaben bereits heute die Insolvenz. (ap/ddp)