Essen. .

Auf Fleisch zu verzichten, würde mein Leben auf den Kopf stellen. Zudem überzeugen mich die Argumente der Vegetarier nicht. Ich halte daher lieber an einer langen Tradition fest - und esse Fleisch mit Genuss.

Die Folgen der Massentierhaltung sind unerträglich, in diesem Punkt haben Vegetarier und Veganer Recht. Dennoch: Ich esse Fleisch, und das auch noch gerne. Kein einziges Argument ist für mich so schlagkräftig, dass ich auf ein leckeres Hähnchenbrustfilet oder die Bratwurst im Fußballstadion verzichten möchte.

Tiere sind auch nur Menschen? Auf ihr Schmerzempfinden, ihre Leidensfähigkeit und vor allem ihre „Seele“ wird in etlichen Vegetarier-Blogs abgehoben. Doch allein, es fehlt der Beweis. Und lediglich auf eine vage Vermutung hin, stelle ich nicht mein komplettes Leben um, kämpfe nicht um einen Platz für meine Paprika auf dem Grill und erschrecke meine Eltern nicht damit, dass ich leider so rein gar nichts von ihrem mühselig gekochten Weihnachtsmenü essen will.

Fleisch muss es nicht jeden Tag geben, aber immer mal wieder.
Fleisch muss es nicht jeden Tag geben, aber immer mal wieder. © WAZ FotoPool

Sonst müsste ich bald ja auch noch darüber diskutieren, ob dem Rucola-Salat das Zupfen wehtut. Dass Pflanzen ein Seelenleben haben, wird erstaunlicherweise von vielen Vegetariern reflexartig verneint wird. Wen wundert`s: Woher kämen dann die nötigen Kalorien zum Überleben? Insgesamt bleiben mir viel zu viele offene Fragen, die bei mir zudem den Eindruck erwecken, dass sich so manch Vegetarier nur die Rosinen aus dem Kuchen pickt, den harten Tortenboden aber liegen lässt.

Fleisch kann auch gesund sein

Menschen aus unterschiedlichen Erdteilen, mit unterschiedlichen Hautfarben und mit unterschiedlichen Religionen essen Fleisch, Fisch, Eier und Milchprodukte. Sie pflegen damit natürlich auch ein großes Stück Esskultur – und viele betreiben keine Exzesse. Auch in der Bibel gibt es kein Fleischverbot, und sogar die katholische Kirche hat mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil ihr Freitag-Fleisch-Verbot aufgegeben. Außerdem bin ich keine Fleischfresserin, sondern eine Fleischesserin. Ich sage nicht: Jeden Tag muss ein fettes Steak auf den Tisch. Sondern: Gezielt einkaufen und genießen, auch wenn es nur alle paar Tage ist. Der Respekt vor dem Tier muss stets vorhanden sein – bei der Geburt, bei der Aufzucht und auch bei der Schlachtung. Das kostet Geld, gar keine Frage. Aber die Qualität des Fleisches ist dann deutlich besser, und auch unser Körper profitiert. Vom hohen Eisen- und Vitamin-B-12-Gehalt mal abgesehen. Daher halte ich es mit der Maxime: Ich esse von allem ein bisschen. Gerne, bis ich satt bin und mit vollem Genuss.

Komisch allerdings finde ich, wenn jemand, der vorgibt, Vegetarier zu sein, auf Fleisch, nicht aber auf Fisch verzichtet. Nur weil Fische glitschig sind und keine vier Beine haben, sollen sie weniger Recht auf Leben haben? Wen Filme aus dem Schlachthaus quälen, müsste bei dem Gedanken an Kühe als Melkmaschinen oder Hühner als Dauer-Eileger ebenfalls das Grausen kriegen. Mich nervt daher der erhobene Zeigefinger von Vegetariern, denn sie dürfte es eigentlich gar nicht geben. Würden sie ihre Tierliebe konsequent zu Ende denken, müssten sie komplett und vollständig auf alle tierischen Produkte verzichten - und damit vegan leben. Dass sich der Fleischverzicht auch nach Tausenden von Jahren noch nicht durchgesetzt hat, zeigt, dass ich nicht allein bin: Für ein bisschen gutes Gewissen krempeln wohl die wenigsten ihr Leben um.