Düsseldorf. Bereits zum kommenden Wintersemester 2009/2010 will Nordrhein-Westfalen 1200 neue Stipendien für begabte Studenten in Höhe von 300 Euro monatlich einführen. 150 Euro zahlt das Land, den Rest müssen die Hochschulen bei Privaten einwerben. Die SPD spricht von "Almosen".
Nach dem vorläufigen Scheitern seiner Initiative für ein bundesweites Stipendiensystem unternimmt NRW-Wissenschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP) einen Alleingang. Bereits zum kommenden Wintersemester 2009/2010 wolle Nordrhein-Westfalen 1200 neue Stipendien für begabte Studenten in Höhe von 300 Euro monatlich einführen, sagte Pinkwart am Dienstag in Düsseldorf. Kritik an den Plänen des Ministers kam von der Opposition.
Die Stipendien sollen unabhängig von der Einkommensstärke der Studenten vergeben werden. Das Land stellt pro Stipendiat 150 Euro im Monat bereit. Den Rest müssen die Hochschulen bei Privaten einwerben. Unternehmen, die für das Programm als Geldgeber zeichnen, bekommen dafür ein Mitspracherecht bei der Auswahl der Stipendiaten.
Am Montag hatte sich die Wissenschaftskonferenz von Bund und Ländern in Berlin nicht auf ein gemeinsames Modell zur Begabtenförderung einigen können. Deshalb gehe NRW nun mit einem «Quantensprung» voran, sagte Pinkwart. Ziel sei es, dass bis 2013 etwa fünf Prozent der Studenten ein Stipendium bekommen. Bislang sind es nur zwei Prozent.
"Unbürokratisches Auswahlverfahren"
In einem «unbürokratischen» Auswahlverfahren sollen die Hochschulen nun selbst geeignete Bewerber küren, so Pinkwart. Die ausgewählten Studenten sollten mindestens zwei Semester unterstützt werden. Maximal werde die gesamte Regelstudienzeit bezuschusst.
Die SPD bezeichnete Pinkwarts Plan als «politischen Offenbarungseid eines Wissenschaftsministers, der mit seinen vollmundigen Stipendienversprechen offensichtlich auf ganzer Linie gescheitert ist». Statt «Almosen» sei der Umbau zu einem sozial gerechten Bildungssystem vom Kindergarten bis zur Hochschule nötig, sagte der SPD-Landtagsabgeordnete Jan Marc Eumann. Pinkwart stehe hingegen für die Einführung von Studiengebühren in NRW.
Im Ergebnis würden die neuen Stipendien größtenteils am tatsächlichen Bedarf vorbei gehen, sagte die Grünen-Bildungsexpertin Ruth Seidl. Mit seinem Modell fördere der Minister an den sozial schwächeren Studenten vorbei. Zudem sei es «bemerkenswert, dass Pinkwart seine hochgesteckten Ziele von zehn Prozent der Studierenden inzwischen selbst aufgegeben hat und deutlich kleinere Brötchen backt», kritisierte die Hochschul-Expertin.
Pinkwart betonte, dass alle Studenten von dem neuen Modell profitieren könnten. Auch begabte BAföG-Empfänger würden so in die Lage versetzt, die staatliche Unterstützungsleistung mit dem Stipendium aufzubessern. Der Minister appellierte an Hochschulen und Wirtschaftsunternehmen, das Programm mit Leben zu füllen. (ddp)