Göttingen..
Eine Sonderkommission der Polizei soll die Ursache der Bombenexplosion klären, bei der am Dienstagabend drei Mitarbeiter des Kampfmittelräumdienstes ums Leben gekommen waren.
Die Ursache der Explosion einer Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg in Göttingen mit drei Toten ist weiterhin unklar. Wie der Göttinger Polizeipräsident Robert Kruse am Mittwoch sagte, kam es zu der Detonation, als die Entschärfung der Bombe vorbereitet wurde. Die amerikanische Zehn-Zentner-Bombe sollte am Dienstagabend entschärft werden, etwa eine Stunde vorher explodierte sie. Drei Mitarbeiter des Kampfmittelbeseitigungsdienstes der Polizei wurden dabei getötet. Zwei weitere Beamte erlitten schwere Verletzungen, vier Personen einen Schock.
Es sei derzeit noch zu klären, welche Vorbereitungen zur Entschärfung zum Zeitpunkt der Explosion bereits stattgefunden hätten, sagte Kruse. Dazu fänden diverse technische Untersuchungen statt. Auch Zeugen des Geschehens sollen befragt werden. Die Polizei hat eine Sonderkommission mit 25 Beamten eingerichtet, die den Vorgang aufklären soll.
Neue Technik eingesetzt
Für eher unwahrscheinlich hält die Polizei, dass es zu dem Unglück durch den Einsatz eines neuen Wasserstrahl-Schneidegeräts kam. Dieses Gerät stand zwar zur Entschärfung bereit, war aber noch nicht zum Einsatz gekommen. Das Wasserstrahl-Schneidegerät wird erst seit vergangenem Jahr in Niedersachsen eingesetzt. Nach Angaben der Polizei gab es vor dem Einsatz diverse Probeanwendungen mit dem Gerät. Erst am Donnerstagabend war das Gerät in Göttingen erfolgreich bei einer Bombenentschärfung eingesetzt worden.
Unterdessen hat die Staatsanwaltschaft Göttingen ein Vorermittlungsverfahren eingeleitet. Damit soll aufgeklärt werden, ob der Kolonnenführer des Kampfmittelbeseitigungsdienstes ein Verschulden an dem Tod der drei Männer hat. Ein Sprecher machte klar, dass es sich bei dem Verfahren um reine Routine handle, das immer verpflichtend sei, wenn es zu einem unnatürlichen Todesfall komme.
Bei den Toten handelt es sich nach Polizeiangaben um drei Männer im Alter von 38, 52 und 55 Jahren. Alle waren langjährige Mitarbeiter des Kampfmittelbeseitigungsdienstes. Sie hätten über große Erfahrung verfügt und teilweise an 600 bis 700 Bombenentschärfungen teilgenommen, sagte Niedersachsens Innenminister Uwe Schünemann (CDU). Bei der Detonation befanden sich die drei Männer den Angaben zufolge in unmittelbarer Nähe zu der Bombe.
Splitter in mehreren Hundert Metern Entfernung
Ihre Angehörigen werden psychologisch betreut. Ob es eine zentrale Trauerfeier für die Getöteten geben wird, ist laut Innenministerium noch unklar. Diese Entscheidung liege bei den Angehörigen, sagte ein Sprecher. Die zwei Verletzten, die sich inzwischen außer Lebensgefahr befinden, sind 49 und 46 Jahre alt.
Die Sperrung in einem Umkreis von 300 Metern um den Schützenplatz soll noch bis mindestens Donnerstag weiter aufrechterhalten werden. Dort seien weitere Untersuchungen zur Explosionsursache notwendig, sagte Kruse. Zwei Schulen, ein Kindergarten sowie ein Betrieb bleiben ebenfalls zunächst bis Donnerstag geschlossen.
Durch die Detonation wurden Bombensplitter auch noch in mehreren Hundert Meter Entfernung gefunden. An einigen Gebäuden sei leichter Sachschaden entstanden, erklärte Kruse. Wer dafür aufkomme, sei aber noch nicht geklärt.
Zweiter Zwischenfall
Ein erster Blindgänger auf dem Göttinger Schützenplatz war am vergangenen Donnerstag erfolgreich entschärft worden. Für weitere Bombenfunde auf dem Areal gebe es derzeit keine Hinweise, sagte Göttingens Erster Stadtrat Hans-Peter Suermann. Für die weitere Erkundung des Geländes wurde auch der Kampfmittelbeseitigungsdienst des Landes Thüringens zu Hilfe gerufen.
Nach Angaben des niedersächsischen Kampfmittelbeseitigungsdienstes hat es in dem Bundesland nur einmal ein vergleichbares Unglück bei der Entschärfung einer Bombe gegeben. Ende der 70er oder Anfang der 80er Jahre seien bei einer Sprengung ebenfalls Menschen tödlich verletzt worden, sagte der Präsident des zentralen Polizeidienstes, Christian Grahl. Zunächst hatte ein anderer Mitarbeiter des Polizeidienstes angegeben, dass es noch nie ein solches Ereignis gegeben habe. (ddp)