Frankfurt. .

Neuland bei Schlecker: Die Gewerkschaft Verdi hat mit der Drogeriemarktkette erstmals Tarifverträge ausgehandelt.

Der Tarifstreit zwischen der wegen Lohndumpings in Verruf geratenen Drogeriemarktkette Schlecker und der Gewerkschaft Verdi ist beendet. Nach insgesamt vier Verhandlungsrunden einigten sich die Parteien am Dienstag auf mehrere Tarifverträge für die rund 34.000 Beschäftigten. „Wir haben diesen Kampf erfolgreich zu Ende geführt“, sagte die stellvertretende Verdi-Chefin Margret Mönig-Raane in Frankfurt am Main. Alle Hauptziele seien erreicht worden.

Die Beschäftigten der rund 8.200 Anton-Schlecker-Märkte (AS) werden demnach ebenso wie die Mitarbeiter der etwa 350 neuen Schlecker-XL-Fillialen ab 1. Juli nach dem für Baden-Württemberg geltenden Flächentarifvertrag bezahlt. Eine ausgebildete Verkäuferin verdiene damit 12,37 brutto Euro pro Stunde, im Monat komme sie auf 2.100 Euro, sagte Mönig-Raane.

Übernahmeklausel

Freiwerdende Stellen in den neuen, moderneren XL-Märkten sollten zudem vorrangig mit Beschäftigten der AS-Märkte besetzt werden, erklärte die Verdi-Verhandlungsführerin. Alternativ müsse das Unternehmen Ersatzarbeitsplätze anbieten. Für den Fall, dass eine Beschäftigungssicherung nicht möglich sei, sichere der Tarifvertrag angemessene Abfindungen. Unternehmenschef Anton Schlecker hatte im Januar angekündigt, in diesem Jahr rund 500 der kleineren AS-Läden schließen zu wollen.

Die Vereinbarungen beträfen auch die Mitarbeiter, die in die Zeitarbeitsfirma Meniar ausgegliedert worden seien und zu niedrigeren Stundenlöhnen arbeiteten als das übrige Personal, erklärte Mönig-Raane. Da die Arbeitsverträge der Meniar-Mitarbeiter allerdings erst Ende Dezember ausliefen, gelte die Vereinbarung dort erst ab Anfang 2011.

Lob von der Gewerkschaft

„Wenn Schlecker jetzt einen tariflichen Neuanfang wagen will, findet das Unternehmen dafür die Unterstützung der Beschäftigten“, sagte die Vize-Chefin von Verdi. Die Drogeriekette habe gezeigt, dass sie zu Kursänderungen fähig und der Einzelhandel „nicht nur eine Ansammlung von Katastrophen-Unternehmen“ sei. Die Verhandlungen seien zwar schwierig gewesen, „aber wenn das möglich war, wird es in Zukunft auch in anderer Form möglich sein“. Es gebe keinen Grund, warum andere Drogeriemärkte wie Rossmann dem Beispiel nicht folgen sollten, fügte Mönig-Raane hinzu. (ap)