Berlin.

Harsche Kritik an Schlecker: Zum Auftakt ihrer Kampagne zur Betriebsratswahl attackierten der Deutsche Gewerkschaftsbund und Verdi die Drogeriekette. Schlecker versuche seit Jahren, Betriebsräte zu verhindern. Autor Günter Wallraff sagte, Arbeitnehmer würden zermürbt und schikaniert.

Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) und Verdi haben starke Kritik gegen die größte deutsche Drogeriekette Schlecker geübt. Das Unternehmen setze seit Jahren alles daran, Betriebsräte zu verhindern und drohe Mitgliedern des Wahlvorstands mit Kündigungen, sagte Verdi-Chef Frank Bsirske zum Auftakt der Kampagne zur Betriebsratswahl 2010. Diese Wahlen finden alle vier Jahre statt - in diesem Jahr von Anfang März bis Ende Mai.

Vor rund 100 Gewerkschaftern kritisierte Bsirske „die schikanöse Behandlung“ von Betriebsräten bei Schlecker. Andererseits stehe die Drogeriekette auch für eine Erfolgsgeschichte der Betriebsratsarbeit. Mittlerweile gebe es bei Schlecker 170 Betriebsräte, 327 seien möglich. „Gemeinsam können wir ganz viel zum Positiven wenden. Bestes Beispiel dafür ist, dass Verdi jetzt mit Schlecker über Tarifverträge verhandelt.“

DGB-Vorstandsmitglied Dietmar Hexel wies darauf hin, dass kein Unternehmen in Deutschland die Betriebsratswahl verhindern dürfe. Im Gesetz heiße es nicht, „es können, sondern es werden Betriebsräte gewählt“, sagte Hexel. Vor allem in kleineren und mittleren Unternehmen von 20 bis 500 Beschäftigten sollte es mehr Betriebsräte geben. Bei Unternehmen mit über 500 Angestellten hätten immerhin 90 Prozent einen Betriebsrat.

Wallraff spricht von „psychologischer Kriegsführung“

Zu der Kundgebung war auch Autor Günter Wallraff gekommen. Auf Kosten der Arbeitnehmer sei die Familie Schlecker zu einer der reichsten Familien in Deutschland geworden, sagte er. Mit Mitteln der psychologischen Kriegsführung würden Arbeitnehmer zermürbt und schikaniert. Er wolle an den Leitsatz „Eigentum verpflichtet“ erinnern.

Ähnliche Methoden wie bei Schlecker gebe es aber auch bei Lidl und einem Call-Center, in dem er inkognito gearbeitet habe, sagte Wallraff. Mittlerweile hätten sich einige Anwaltsbüros darauf spezialisiert, Arbeitgebern Tricks zur Zerschlagung von Betriebsräten zu geben. „Das ist kriminell.“ Auf missliebige Betriebsräte würden Detektive angesetzt, die dann durch gekaufte Zeugen kompromittiert würden. Abmahnungen würden willkürlich und grundlos ausgesprochen. Zudem werde versucht, die Belegschaft durch üble Nachrede zu spalten. Einige Kollegen seien aus Verzweiflung bis in den Selbstmord getrieben worden.

„Betriebsräte machen den Unterschied“

Die DGB-Kampagne zur Betriebsratswahl steht unter dem Motto „Stimmt. Betriebsräte machen den Unterschied“. Gewählt werden kann in Betrieben mit mindestens fünf wahlberechtigten Beschäftigten. Nach Schätzungen des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) wird in mehr als 100.000 Betrieben gewählt. (apn)