Palma de Mallorca.

Show-Dino Thomas Gottschalk feierte sich beim Sommer-Special von “Wetten, dass..?” auf Mallorca selbst. Zu seinem 60. spendierte er der TV-Nation spektakuläre Wetten.

Blauer Himmel, laue Luft, randvolle Arena: Thomas Gottschalk feierte sich beim vierten Sommer-Special von “Wetten, dass..?” auf Mallorca selbst. Der ewig junge Strahlemann des deutschen Fernsehens darf das: Er wurde vor kurzem 60. Fürs Publikum hatte er ein tolles Geschenk dabei: Zum ersten Mal seit langem waren die Wetten wieder ein Hingucker.

Schnarchlangweilig war lediglich die Stadionwurstwette. Dabei traten zwei bröseltrockene Fußballfans vor allem den Beweis an, dass nicht jeder Rheinländer eine Frohnatur ist. Das war, gegen zehn, der einzige Hänger einer ansonsten putzmunteren Show für Freunde klassischer Fernsehunterhaltung.

Das ZDF hatte seinem Star-Moderator zum runden Geburtstag eine XXL-Ausgabe spendiert, die schon laut TV-Programm bis 23.15 Uhr laufen sollte. Zur Folklore von Europas erfolgreichster Fernsehshow gehört, dass der Moderator dennoch überzieht - auch wenn sich 15 Minuten im Vergleich zu den frühen Jahren des Bildschirm-Spektakels vergleichsweise bescheiden ausnehmen.

8,65 Millionen Zuschauer

Die Wettkandidatin Sabrina Wasserthal schwinkt bei ihrer
Die Wettkandidatin Sabrina Wasserthal schwinkt bei ihrer "Hula Hoop-Reifen-Wette" einen Traktor - Reifen. © ddp

Schlauerweise war das ZDF dem Quotenduell mit dem Champions-League-Finale ausgewichen und hatte “Wetten, dass..?“ ausnahmsweise auf einen Sonntag verlegt. Das Ergebnis war zwiespältig: Zwar sah ein Drittel der Fernsehnation den Show-Dinos, doch mit 8,65 Millionen Zuschauern büßte “Thommy”, wie Fans ihn nennen, 600 000 Zuschauer im Vergleich zum Vorjahresspecial ein.

Beim Gottschalks Sommerfest im Coliseo Balear indes gab es keinen freien Platz mehr. Und die Stimmung kochte: Als Thomas Gottschalk und Sidekick Michelle Hunziker - er zu Pferd, sie auf einem Esel - ins Stierkampf-Rund der mallorquinischen Inselhauptstadt Palma bei frühsommerlichen Biergarten-Temperaturen einritten, gab es stehende Ovationen. Und mit stehenden Ovationen wurden der lange Blonde mit den bunten Schuhen verabschiedet.

Mag sein, dass die buchstäblich steinharten Plätze im Coliseo Lockerungsübungen aller Art begünstigen. Tatsache aber ist: Die altersmäßig wie immer bunt gemischten Zuschauer ließen sich gern überreden, aufzustehen, mitzuklatschen, die Welle zu machen und, ja, sogar zu tanzen - zumal die schräge Proll-Prinzessin Cindy von Marzahn den Maitre de plaisier mit einer Charme-Attacke einen Klammerblues geradezu aufnötigte. Gottschalk revanchierte sich auf seine Weise. “Mit Dir zu tanzen ist, wie auf einer Luftmatratze zu schwimmen”, säuselte Gottschalk der drallen Komikerin ins Ohr.

Ballack: Keine Ahnung von Fußball

Immerhin hatte der notorische Lieblingsschwiegersohn der Nation das Motto ausgegeben: „Wir wollen ein bisschen Party machen und ein bisschen spielen.“

Und er hielt Wort. Die Show lief allein deshalb, weil ein erklärter Sympathieträger zumal des fußballverrückten Publikums zur obligatorischen Couch der Live-Sendung humpelte: der verletzte Nationalkicker Michael Ballack. Gottschalk erwies sich im Gespräch mit ihm wieder einmal als Großmeister der luschigen Vorbereitung, in dem er sich erkundigte, wie es um Ballacks Knie stehe. Ballack konterte cool: „Da sieht man, dass Du von Fußball keine Ahnung hast.“ Das Knie war‘s nicht, es war der Knöchel. Derlei Einlagen kennt das geneigte Publikum von seinem Liebling zur Genüge - und sieht‘s ihm nach, dem ewigen Lausbub.

Überhaupt, die Gespräche. Nicole Richie hin, Franzi van Almsick her - Gottschalks Plauderei stand nie im Verdacht, Schleichwerbung zu betreiben; der Moderator preist Produkte seiner Gäste wie die Mode-Marken der Damen ganz unverhohlen an. Doch auch dies ist keine wirklich neue Erkenntnis. Clevere Zuschauer nutzen die Gespräche wie Werbepausen privater Fernsehsender: zum Abwasch oder Bierholen, zum Ab- oder Umschalten.

Bewährtes in Zeiten der Krise

Bei den Musikeinlagen bewies Gottschalks Truppe allerdings ein feines Näschen für Stars und Songs, die bei der Generation 50 plus für gute Laune sorgen - gerade weil Lionel Richie und Peter Maffay inzwischen zum Inventar der Sendung gehören. Das Publikum vor Ort störte sich nicht daran, wie die Bilder der ausgeschlafenen Live-Regie nahelegten, die die Begeisterung der Menge immer wieder lustvoll einfing. Vielmehr schien es so, als liebten die Zuschauer das Bewährte in Zeiten der Krise. Überdies sorgte Schmusesänger Richie mit einer spontanen Acapella-Zugabe seines Klassikers „Hello“ für einen Gänsehaut-Moment in der mallorquinischen Dämmerung.

Eine Gänsehaut lief den Zuschauern auch über die Haut, als Artistin Sabrina Wasserthal einen Traktorreifen als Hula-Hoop-Ring benutzte. 30 Mal sollte das Trum binnen zweieinhalb Minuten um ihre Hüften kreisen, und es sah zunächst so aus, als würde sie es nicht schaffen, zumal sich die junge Frau beim Üben gleich zwei Rippen angeknackst hatte. Aber das blonde Supertalent löste ihre sinnfreie Wette ein, gewann mit eisenhartem Willen erst das Mitleid der Zuschauer, dann die Herzen in der Arena und schließlich, als Wettkönigin, ein Cabrio.

Hula-Hoop mit dem Traktorreifen

Damit hatte sie einen Trupp starker Herren aus Hamburg auf Rang zwei verwiesen, die als menschliches Abschleppseil in der Kategorien Männer, Muskeln und Motoren einen Laster zogen.

Dummerweise funktionierten alle Wetten, so dass Lionel Richie, dem alten Show-Hasen, ein hartes Schicksal drohte. Für seine verlorene Wette sollte er sich auf einem Esel zum Affen machen, als einziger. Seine verhaltene Begeisterung animierte Peter Maffay und auch Gottschalks Gehilfin Michelle Hunziker zum Gefälligkeitsritt. Stöhnte Richie: „Diese Show hat mich viel gekostet; ich habe das alles nur für meine Tochter gemacht.“

Ach, und da wäre noch etwas. Die Sommer-Ausgabe geriet nebenher zum Gipfeltreffen der beiden erfolgreichsten Showmänner im deutschen Fernsehen. Gottschalk hatte Dieter Bohlen eingeladen, der logischerweise mit seinen beiden „Superstars“ Mehrzad Merashi und Mark Medlock aufmarschierte. Die wahren Superstars waren natürlich Gastgeber Gottschalk und der notorisch norddeutsch nölende Bohlen, die sich, breitem Grinsen zum Trotz, nichts schenkten. Am Ende machte RTLs bekanntester Talentsucher seinem Kollegen ein Angebot, dass Gottschalk unmöglich ablehnen konnte: Der Lange vom Zweiten wird wohl demnächst als Gastmoderator aufkreuzen, bei „Deutschland sucht den Superstar“.