Frankfurt. .
Im Entführungsfall Maria Bögerl hat es nach der Ausstrahlung von „Aktenzeichen XY“ etwa 100 neue Hinweise gegeben. Allerdings ist darunter noch keine heiße Spur.
Die Sendung „Aktenzeichen XY...ungelöst“ mit dem dramatischen Appell der Familie des Entführungsopfers Maria Bögerl hat zwar rund 100 neue Hinweise erbracht, aber noch keine heiße Spur. Einer bezog sich auf den im Hof des Klosters Neresheim geparkten Mercedes der Entführten. Ein Mann hatte dort am Donnerstag, 13. Mai, fotografiert. „Leider ist das Auto nicht drauf“, sagte ein Polizeisprecher dem DAPD.
Daher wisse man auch nicht, ob der Wagen schon am Donnerstag dort gestanden habe. Am Freitagabend hatten Besucher den schwarzen A-Klasse-Mercedes entdeckt und die Polizei informiert. Das Kloster ist rund 20 Kilometer von Heidenheim entfernt; die 54-jährige Frau des Sparkassendirektors Thomas Bögerl war am 12. Mai in den Morgenstunden im Stadtteil Schnaitheim im eigenen Auto entführt worden.
Die Ermittler hoffen nun darauf, dass Teilnehmer eines „Geocaching“ - einer Art Schnitzeljagd mit Hilfe von GPS-Geräten - am Kloster am Freitag den Mercedes und verdächtige Personen gesehen haben könnten.
So viele Zuschauer wie seit 1999 nicht mehr
Nach Polizeiangaben gingen nach der Ausstrahlung von „Aktenzeichen XY“ 91 neue Hinweise ein. Die Sendung hatte laut ZDF durchschnittlich 6,46 Millionen (Marktanteil 20,8 Prozent) Zuschauer - so viele wie seit 1999 nicht mehr.
Der Ehemann und die beiden Kinder der Entführten appellierten unter Tränen an die Täter. Der 24-jährige Sohn sagte: „Wir flehen Sie an, die für uns alle so qualvolle Situation positiv zu beenden. Bitte lassen Sie uns wissen, wo sich unsere Mama befindet!“ Die 27-jährige Tochter bat die Entführer, „ein Zeichen“ zu geben, anzurufen, eine E-Mail oder einen Brief zu schreiben.
Ein Polizeisprecher sagte am Donnerstag: „Mittlerweile haben wir rund 1.050 Hinweise, aber weiterhin fehlt jede Spur zur Entführten.“ Rund 100 Polizeibeamte suchten weiter bei Nattheim - unter anderem in Hütten - nach der Vermissten. Sie wurden unterstützt von zehn Polizeihundeführern. Die Kripo ruft Pfingstausflügler auf, darauf zu achten, ob sich jemand auf Grundstücken und Wochenendhäusern im Raum Nattheim, Steinweiler, Großkuchen und Neresheim aufgehalten haben könnte.
Lösegeld nicht wieder hingelegt
Noch am Mittwochabend überprüften Ermittler sieben Hinweise, die meisten zur Ablagestelle des Geldes an der A 7 zwischen den Anschlussstellen Heidenheim und Aalen-Oberkochen. Dort hatte die Familie am Tag der Entführung einen Müllsack mit dem Lösegeld deponiert und die Stelle - wie vom Täter beim Anruf verlangt - mit einer Deutschlandflagge markiert.
Die „Bild“-Zeitung berichtete, der Sack mit dem Geld sei nach 16 Stunden von der Autobahnmeisterei eingesammelt worden, später aber von Polizeibeamten erneut an den Ort zurückgelegt worden.
Dies wiesen die Staatsanwaltschaft Ellwangen und die Heidenheimer Polizei zurück. In ihrer Pressemitteilung heißt es: „Das Lösegeld wurde am 12. Mai 2010 am vom Täter vorgegebenen Ort abgelegt und bis in die frühen Morgenstunden des 13. Mai 2010 durch den oder die Täter nicht abgeholt.“ Am frühen Donnerstagmorgen (Christi Himmelfahrt) habe die Polizeiführung entschieden, das Lösegeld wieder zu entfernen, weil sie nicht mehr damit rechnete, dass es abgeholt würde.
Kurz danach hätten jedoch Mitarbeiter der Autobahnmeisterei Heidenheim den Müllsack mit dem Lösegeld bei einer routinemäßigen Streckenkontrolle eingesammelt. „Eine erneute Verbringung des Geldes zu der vom Täter markierten Stelle war vor dem geschilderten Hintergrund nicht vorgesehen und ist auch nicht erfolgt“, berichteten die Ermittlungsbehörden. Kurz nach der Entführung hatten diese mitgeteilt, die Familie habe die Polizei erst eingeschaltet, nachdem das Lösegeld nicht abgeholt worden sei. (apn)