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Der bislang einzige Kaufinteressent Triton überdenkt der seinen Einstieg bei Karstadt. An einem Streit zwischen Investor und Gewerkschaft droht die Rettung der zahlungsunfähigen Warenhauskette zu scheitern.
„Wir sind enttäuscht, dass es bisher keinerlei Fortschritte in den Gesprächen mit der Arbeitnehmerseite gab“, sagte Triton-Sprecher Max Hohenberg der Nachrichtenagentur AP. Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi warf dem Kaufinteressenten dagegen vor, völlig überzogene Forderungen zu stellen. „Triton möchte einen Blanko-Scheck haben, so viele Stellen abzubauen, wie sie wollen“, sagte Verdi-Sprecherin Cornelia Haß. Das sei mit der Gewerkschaft nicht zu machen. Der Triton-Sprecher kritisierte im Gegenzug die Unbeweglichkeit der Gewerkschaft. Ohne weitgehende Zugeständnisse von Verdi sei eine Rettung des Unternehmens nicht möglich.
Ein Dorn im Auge sind dem deutsch-skandinavischen Investor vor allem die weitgehenden Mitbestimmungsrechte in Personalfragen, die den Arbeitnehmern im Sanierungstarifvertrag als Ausgleich für die Lohnzugeständnisse eingeräumt wurden. „Mit dieser Sonderregelung ist eine Sanierung nicht machbar“, sagte Hohenberg kategorisch.
Viele offene Streitpunkte
Verdi lehnt jedoch Zugeständnisse entschieden ab. Die erweiterten Mitbestimmungsrechte und die damit verbundene „relative Arbeitsplatzsicherheit“ seien ein Ausgleich für den Lohnverzicht in Höhe von 150 Millionen Euro. Dieses Zugeständnis streichen zu wollen, stelle die grundsätzliche Philosophie von Sanierungstarifverträgen infrage. „Da können wir nicht sagen, wir springen einfach über unseren Schatten“, sagte Haß.
Umstritten ist auch die Forderung von Triton, das Weihnachts- und Urlaubsgeld - auf das die Belegschaft bis 2012 verzichtet - künftig in erfolgs- und umsatzabhängige Prämien umzuwandeln. Die Gewerkschaft befürchtet hier offenbar einen Dammbruch. „Mit einem funktionierenden Unternehmenskonzept brauchen die Investoren keine Verlängerung der Lohnzugeständnisse über 2012 hinaus“, lehnte Haß deshalb ein Einlenken in diesem Punkt ab.
Strittig sind aber auch die Pläne der Investoren zur Sanierung verlustbringender Sparten. Triton will dazu die betroffenen Bereiche in eigene Gesellschaften ausgliedern, um - wo notwendig - leichter Joint Ventures mit externen Partner bilden zu können, wie Hohenberg betont. Doch stößt dies bei Arbeitnehmervertretern auf Misstrauen, da dieser Schritt auch eine Zerschlagung des Konzerns erleichtern würde.
Letzte Rettung Goldman Sachs
„Würden wir uns auf deren Wünsche einlassen, könnte Triton mit Teilverkäufen Kasse machen, und von Karstadt würde am Ende nur ein Gerippe übrigbleiben“, sagte das zuständige Verdi-Vorstandsmitglied Margret Mönig-Raane der „Financial Times Deutschland“ (FTD). Dabei wird die Zeit für eine Karstadt-Rettung langsam knapp. Die Frist für die Kaufverhandlungen läuft am 28. Mai ab. Bereits drei Tage später soll das Amtsgericht Essen endgültig über den Insolvenzplan entscheiden.
Als letzter Rettungsanker für Karstadt könnte sich nach einem Bericht der „FTD“ noch die Investmentbank Goldman Sachs erweisen. Sie bereite derzeit im Hintergrund eine Übernahme vor. Dabei gehe es aber nur um eine Auffanglösung zur Rettung des milliardenschweren Goldman-Immobilienkonsortiums Highstreet, berichtete die Zeitung. Die Bank wolle vermeiden, dass die Highstreet gehörenden Kaufhausimmobilien leer stünden, wenn Karstadt mangels Bietern kurzfristig abgewickelt werden müsste. Goldman habe aber kein Interesse am Geschäft selbst, sondern strebe einen geordneten Rückzug an, hieß es in dem Bericht.