Düsseldorf. .
Ab dem Ende des aktuellen Monats wollen die Hausärzte in Deutschland wieder streiken. Sie sehen sich durch die Gesundheitsreform in ihrer Existenz bedroht.
Mit Praxisstreiks will der Deutsche Hausärzteverband von Ende August bis Mitte September auf die seiner Ansicht nach Existenz bedrohenden Folgen der Gesundheitsreform für die 32 000 Hausärzte aufmerksam machen. Beginnen sollen die Streikaktionen am 26. und 27. August in Bayern, sagte Hausärztesprecher Stefan Lummer dem „Handelsblatt“ mit. Höhepunkt des Protestes soll ein bundesweiter Aktionstag am 15. September sein. „Dies ist nur die erste Stufe der Kampagne“, betonte Lummer.
Parallel versuchen die Hausärzte schon jetzt bei den Bundestagsabgeordneten gezielt für ihr Anliegen zu werben, offenbar mit Erfolg: Bei einer Abstimmung im Internet stellte sich inzwischen die CSU-Landesgruppe geschlossen hinter das Anliegen der Hausärzte. Auch die Grünen stimmten unter roeslerol.de in Fraktionsstärke gegen Rösler.
Rund 1600 Schiedsverfahren
Die Mediziner wehren sich mit der Aktion gegen den Plan von Gesundheitsminister Philipp Rösler (FDP), die Sondervergütungen für Hausarztverträge um 500 Millionen Euro pro Jahr zu kürzen. Solche Verträge müssen die Kassen seit 2007 mit den Hausarztverbänden abschließen. Ihr Ziel: Als Lotse im Gesundheitssystem sollen die Allgemeinmediziner bei den sich freiwillig einschreibenden Patienten überflüssige Medikamente, Facharztbesuche und Klinikeinweisungen verhindern.
Parallel sind die Hausärzte bemüht, die rund 1600 Schiedsverfahren, die derzeit bundesweit laufen, schnell zum Abschluss zu bringen. Die Kassen sind nicht bereit, die recht hohen Forderungen der Hausärzte zu erfüllen. Da Rösler zugesagt hat, bereits geschlossene Verträge von der Kürzung auszunehmen, wären den Medizinern zumindest für die Laufzeit der Verträge höhere Vergütungen sicher. Die Kassen befürchten Mehrkosten von 1,5 Milliarden Euro, sollten alle Schiedsverfahren im Sinne der Ärzte beendet werden.(ddp)