München. .
Sie speichern persönliche Daten, kennen Interessen der Nutzer und deren Freunde - deshalb warnt Bundesverbraucherschutzminsterin Ilse Aigner vor Facebook, Google & co.. Die Branchenriesen sollten Bürger zumindest über gespeicherte Daten informieren.
Unmittelbar vor Beginn der Cebit in Hannover hat Bundesverbraucherschutzministerin Ilse Aigner (CSU) vor der Marktmacht der US-Branchengrößen gewarnt. „Wir erleben eine völlig neue Dimension der globalen Digitalisierung“, sagte Aigner der „Süddeutschen Zeitung“ (Montagsausgabe). Einige IT-Firmen verfügten mittlerweile über riesige Datenbanken, doch niemand wisse genau, wie Namen, Adressen und Bilder im Internet miteinander verknüpft werden.
“Mit der Vernetzung und Vermarktung privater Daten ist eine Menge Geld zu verdienen“, sagte die Ministerin. „Branchenriesen wie Facebook, Apple, Google oder Microsoft können im Internet ganze Persönlichkeitsprofile erstellen. Sie wissen, wofür wir uns interessieren, was wir kaufen, wohin wir verreisen, mit wem wir befreundet sind.“ Manche Verbraucher würden dadurch richtig interessant für die Wirtschaft, andere jedoch landeten womöglich auf schwarzen Listen oder bekämen Schwierigkeiten bei der Jobsuche, warnte Aigner.
„Selbst George Orwell hätte sich das nicht träumen lassen.“
Den Vorschlag von Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU), dass Unternehmen künftig jährlich den Bürgern Auskunft über gespeicherte Daten geben sollen, begrüßte Aigner. „Eine solche Selbstverpflichtung der Anbieter könnte eine Lösung sein“ sagte sie. „Momentan finden Verbraucher nur mühsam heraus, wer was über sie weiß.“ Zugleich wies die Ministerin den Vorwurf aus der IT-Branche zurück, technikfeindlich zu sein. „Als Elektrotechnikerin kann ich mich für Innovationen sehr begeistern. Aber alles hat seine Grenzen“, sagte die Ministerin. „Bei manchen Erfindungen wie etwa der Gesichtserkennungs-Software für Foto-Handys zur Identifizierung von Menschen auf der Straße läuft es mir kalt den Rücken runter. Selbst George Orwell hätte sich das nicht träumen lassen.“
Die Cebit in Hannover wird am Montagabend von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und dem spanischen Regierungschef José Luiz Rodriguez Zapatero eröffnet. Der Schwerpunkt der weltgrößten Hightech-Messe heißt dieses Jahr „Connected Worlds“ (Vernetzte Welten). Mit diesem Leitthema soll die Cebit zu einem Zukunftskongress für das Leben und Arbeiten von morgen werden. Die Besucher, für die die Messe ihre Tore ab Dienstag öffnet, dürften sich vor allem für die neuesten Tablet-PCs, Netbooks und Smartphones interessieren. (afp)