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Das Kreuz gehört in den öffentlichen Raum - als stete Erinnerung an die Grundlagen unserer Gesellschaft. Die klare institutionelle Trennung von Staat und Kirche ist die eine Sache. Eine Trennung zwischen christlichen Werten und der Auffassung von Staatlichkeit kann und darf es nicht geben.

Das Kreuz gehört in den öffentlichen Raum das heißt auch in Schulen, Gerichte und Ämter. Und zwar deshalb, weil der christlich-jüdische Wertekanon - neben der Philosophie der Aufklärung aus dem antiken Griechenland - die zweite Säule ist, auf dem praktisch die gesamte politische und rechtliche Kultur Europas basiert. Und die stete Erinnerung an die christlichen Werte sollte in diesem Land eine Pflichtübung sein. Dabei geht es nicht darum, Andersdenkende oder Andersgläubige zu agitieren. Ob jemand an diesen Gott glauben mag an einen anderen oder gar nicht, spielt in dieser Debatte keine Rolle.

Wofür das Kreuz steht

Es geht um die tägliche Reflexion darüber, wofür das Kreuz steht, um die Fragen, die sich daraus ergeben: Wer ist dieser Mann am Kreuz? Warum wurde er ans Kreuz geschlagen? Wofür steht das Kreuz? Das Kreuz führt also nicht zu Bekenntnis-Zwang, sondern steht als stete Mahnung an die Lehren des Neuen Testaments – an Mitmenschlichkeit, Gemeinsinn, Demut, Nächstenliebe, kurz: für wichtige Elemente eines Wertesystems, das die Mehrheitsgesellschaft trägt. Dazu gehören auch die Menschenrechte, auf denen unsere Verfassung und unser Justizsystem beruht – und die etwa Anwendung der Scharia grundsätzlich ausschließen. Insofern kann es eine klare institutionelle Trennung zwischen Kirche und Staat geben – ausgehend von der Annahme, dass alle Menschen gleich sind und also auch die Akzeptanz ihres persönlichen Glaubensbekenntnisses (solange es sich im Rahmen unseres Rechtsverständnisses bewegt). Eine Trennung zwischen den christlichen Werten und der philosophischen Auffassung von Staatlichkeit kann und darf es nicht geben.

Und selbst wenn man nach einiger Reflektion persönlich zu einer Haltung findet, die die Kirche und den Glauben ablehnt, ist das kein Grund, das Kreuz als Symbol zu verbannen: Letztlich ist auch der Vernunft-geleitete Zweifel an der Religion eine Haltung, die in Europa seit der Aufklärung Tradition hat. Und selbst für die daraus gewachsene Trennung zwischen weltlicher und kirchlicher Macht, zwischen Kirche und Staat ist das Kreuz ein wichtiges Symbol: Denn im Gegensatz zum Islam oder anderen Religionen hat die christliche Kirche diese Trennung akzeptiert.

Verlust des moralischen Kompasses

Das Kreuz aus dem öffentlichen Raum völlig zu verbannen, kommt dagegen auch einer Leugnung der Ethik gleich, die es repräsentiert. Und das ist gerade in heutigen Zeiten, in denen die Menschen geistige Orientierung suchen und brauchen eine denkbar schlechte Entscheidung. Denn einige aktuellen Probleme und Krisen rühren ja auch daher, dass traditionelle moralische Grundlagen negiert – und durch nichts Gleichwertiges ersetzt wurden, dass etwa die Individualisierung auch zu grenzenlosem Egoismus führt und Glaubensverlust zu Glaubenswillkür. Das ist letztlich auch die große Gefahr, die von einer kulturellen, moralischen Selbstvergessenheit ausgeht: dass die Gesellschaft ihren inneren Kompass verliert und anfällig wird für tragische Irrwege. Diese Tendenz gilt nicht zu Unrecht als eine der wichtigsten Ursachen für die jetzige Wirtschaftskrise: Wenn Geld und Gier an die Stelle ethischer Grundsätze zur Ersatzreligion aufsteigen können, dann wird es Zeit, über solche Themen wieder verstärkt nachzudenken und den inneren Kompass neu zu justieren. Das Kreuz im öffentlichen Raum erinnert an diese Notwendigkeit.