Berlin. .
Die Luftfahrtbranche startet nach der Krise durch und erwartet wieder Gewinne. Dennoch sind die Manager nur vorsichtig optimistisch. Europa dürfte von der Entwicklung zunächst gar nicht profitieren.
Nach dem Krisenjahr 2009 und zunächst düsteren Prognosen für dieses Jahr ist die Luftfahrtbranche wieder im Aufwind: Die Fluggesellschaften weltweit erwarten 2010 einen Gewinn von 2,5 Milliarden Dollar (rund zwei Milliarden Euro), wie der Branchenverband IATA am Montag während seines Jahrestreffens in Berlin mitteilte. Europa allerdings wird von dieser Entwicklung demnach nicht profitieren.
Noch im März hatte IATA einen weltweiten Verlust von 2,8 Milliarden Dollar für dieses Jahr prognostiziert. Die überraschende Gewinnerwartung drei Monate später begründete IATA-Chef Giovanni Bisignani in Berlin damit, dass sich die Weltwirtschaft „deutlich schneller als erwartet“ von den Tiefen der Finanzkrise erhole. Die Fluggesellschaften profitierten von einer starken Erholung der Verkehrsnachfrage - sie bringe die Branche zurück in die schwarzen Zahlen.
Bisignani warnte aber vor zuviel Optimismus. Der erwartete Gewinn dürfe über „wichtige Probleme“ nicht hinwegtäuschen: Der Wert stehe für eine Gewinnspanne von nur 0,5 Prozent, was von einer nachhaltigen Rentabilität weit entfernt sei. Ein Großteil der Branche verzeichne immer noch hohe Verluste. In Europa etwa würden eine stagnierende Wirtschaft, Streiks, Naturkatastrophen und die Währungskrise den Fluggesellschaften einen Verlust von geschätzt 2,8 Milliarden Dollar bescheren.
Damit wird Europa laut IATA in diesem Jahr die einzige Verlustregion sein. Die prognostizierten Gewinne werden demnach vor allem Fluggesellschaften im asiatisch-pazifizischen Raum machen - sie allein würden 2,2 der 2,5 Milliarden Dollar erwarteten Gewinn erzielen. In Nordamerika und in Lateinamerika würden die Airline ebenfalls profitabel sein, ein leichtes Plus nach Jahren der Verluste sieht der Verband auch für die Unternehmen im Nahen und Mittleren Osten sowie in Afrika.
Lufthansa-Chef Wolfgang Mayrhuber forderte auf dem IATA-Branchentreffen von der Europäischen Union Entschädigungen für die Sperrung des Luftraums aufgrund der Aschewolke des isländischen Vulkans Eyjafjöll. Die sechs Tage lange Sperrung fast des gesamten europäischen Luftraums, durch die 100.000 Flüge ausfielen, sei nicht notwendig gewesen, sagte Mayrhuber in Berlin. Die Luftfahrtbranche macht Ausfälle von 1,8 Milliarden Dollar geltend.
Der Lufthansa-Chef forderte nun allerdings keine direkte Entschädigung, denn seine Branche strebe keine „Subventionen“ an, sagte er. Mayrhuber schweben stattdessen Erleichterungen beim Europäischen Emissionshandelssystem (ETS) vor. Ab 2012 wird auch der Flugverkehr in den Emissionshandel einbezogen: Unternehmen dürfen dann nur noch eine bestimmte Menge an klimaschädlichen Gasen ausstoßen. Überschreiten sie diese Grenze, müssen sie Emissionszertifikate anderer Unternehmen kaufen oder eine Strafgebühr zahlen; unterschreiten sie die Grenze - etwa durch technische Umrüstung oder den Kauf spritsparender Flugzeuge - können sie ihre Verschmutzungsrechte verkaufen.
Der Plan zu Einbeziehung der Luftfahrt ins ETS sieht vor, dass die Höchstgrenzen für die Emission von Klimagasen auf Grundlage einer Berechnung festgelegt werden, in der auch die Emissionen des Jahres 2010 einfließen. Mayrhuber argumentierte nun, dies sei angesichts der massiven Ausfälle durch die Vulkanasche-Wolke ungerecht - als Bezugsjahr solle daher 2011 dienen. (afp)