Köln. .

Das Unternehmen Shell will zwei Werke in der Region Köln miteinander verbinden. Anwohner sehen sich durch Chemie-Pipeline gefährdet, Kölns Stadtpolitiker haben die Trasse schon durchgewinkt

Koos Beurskens ist in diesen Tagen viel unterwegs. Er ist bei der Firma Shell verantwortlich für eine neue Pipeline, die zwei rheinische Werke miteinander verbinden soll. 3,8 Kilometer lang soll diese Rohrleitung werden. Ein großer Teil davon soll tief unterm Rhein verlegt werden. Anwohner fürchten sich vor Risiken. Deshalb versucht Beurskens, den Bürgern die Angst zu nehmen. Er führt Gespräche mit Anwohnern, Umweltverbänden und Politikern.

Die Firma Shell setzt große Hoffnungen auf das Projekt, das sie auf den Namen „Connect“ getauft hat. Schon seit vielen Jahren stellt sie in Wesseling bei Köln Ölprodukte her. Zur bestehenden Raffinerie wurde vor einigen Jahren ein weiteres Werk vom damaligen Mitbewerber Dea hinzugekauft. „Die Zahl der Raffinerien in Deutschland sinkt“, gibt Beurskens aber zu bedenken: „Größe ist da ein entscheidender Wettbewerbsvorteil für ein Werk.“ Shell habe entschieden, dass die so genannte Rheinland Raffinerie strategisch wichtig sei: „Die Pipeline ist die Voraussetzung für künftige Investitionen“, sagt Koos Beurskens. Insgesamt könnten in den nächsten Jahren „sehr hohe dreistellige Millionensummen“ ins Kölner Werk gesteckt werden.

Gute Nachricht für die Mitarbeiter, Anwohner sind in Sorge

Für die rund 1500 Mitarbeiter der Raffinerie ist das eine gute Nachricht. Für die Anwohner rund um den Rheinbogen gilt das nur bedingt. „Es gibt da schon ein Risiko, wenn die Leitung mal undicht werden sollte“, meint Helmut Feld, der sich in einer Umweltinitiative engagiert. Mit anderen Anliegern kämpft er derzeit gegen den Ausbau eines nahen Industriehafens. Die neue Chemie-Pipeline sei eine zusätzliche Belastung für die Bürger. Einige Anwohner meinen, dass eine Leitung tief unterm Rhein viel zu gefährlich sei. Hans-Josef Küpper vom „Umweltforum Kölner Süden“ hat vorgeschlagen, die Pipeline lieber entlang vorhandener Bahn- oder Autobahnlinien zu verlegen. Dann aber, so heißt es bei Shell, würden Naturschutzgebiete tangiert. Kölns Stadtpolitiker haben die jetzt geplante Trasse bereits durchgewinkt, nun muss die Bezirksregierung entscheiden.

Die Alternativen sind aus Sicht von Shell übersichtlich. Eine Rohrstoff-Verbindung zwischen den beiden Werken sei absolut nötig. Die Öle, Gase und Chemikalien kilometerweit mit Kesselzügen, Lastwagen oder Schiffen zu transportieren, stelle ein höheres Risiko dar als eine Pipeline. „Das ist statistisch belegt“, sagt Beurskens. Im Genehmigungsverfahren versuchen die Anwohner jetzt, möglichst hohe Sicherheitsanforderungen durchzusetzen.