Lünen. .

Anders als Feinstaub fliegt Blei kurz und lässt sich in der Nähe der Emissionsquelle nieder. Endivie, Grünkohl und Blattspinat nehmen das giftige Schwermetall besonders intensiv auf. Bei Messungen in Privatgärten und Kleingartenanlagen im Umfeld der Firma Aurubis und des Stadthafens hat das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV) Bleiwerte in einzelnen Gemüseproben gefunden, die über den zulässigen EU-Richtwerten liegen.

Die Bezirskregierung Arnsberg als Immissionsschutzbehörde empfiehlt vorsorglich, bis auf weiteres auf Anbau und Verzehr von Salat, Endivie, Grünkohl, Spinat und Mangold zu verzichten. Dies gelte für den Bereich zwischen dem Kanal im Süden, der Eisenbahnlinie im Osten, der Lippe im Norden und der B 54 einschließlich Kleingartenanlage Buchenberg sowie der Konrad-Adenauer-Straße. Messungen an Referenzstellen in einem weiteren Radius hätten keine erhöhte Bleibelastung ergeben, betont Pressesprecher Jörg Linden.

Punktuelle Belastung

Die Ergebnisse dokumentieren eine punktuelle Belastung. An vier von zehn Messstationen seien „unterschiedliche Gemüse unterschiedlich hoch mit Blei belastet” gewesen, so die Erklärung aus Arnsberg, und auch da nicht durchgängig. Das, so Jörg Linden, mache zwingend weitere Untersuchungen erforderlich und weise darauf hin, dass es außer Aurubis, die bekanntermaßen Blei ausstoßen, weitere Emissionsorte und Ursachen gebe. Linden: „Wenn wir, wie in diesem Fall, etwas außerhalb der hiesigen Grundwindrichtung Südwest finden, muss noch ein anderer Verursacher da sein. Der scheint aus dem Hafengebiet zu kommen.” In Kooperation mit der Stadt Lünen soll jetzt geklärt werden, welches Unternehmen Kontakt mit Blei hat. Parallel dazu werden weitere Proben entnommen. Die Auflagen, die das Unternehmen Aurubis seit 2006 verpflichten, den Schadstoffausstoß zu minimieren, werden erst mit Verzögerung wirksam, erläutert Linden, auch deshalb müsse man die Bleibelastung weiterhin überprüfen, um Entwicklung sehen zu können.

Dauermessprogramme im ganzen Land

Im Frühjahr 2009 hat das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz die Messungen in Auftrag gegeben. Pressesprecherin Dr. Babette Winter: „Wir haben Dauermessprogramme im ganzen Land.” Hintergrund für die Messungen in Lünen seien konkret Bürgerhinweise im Kontext der Debatten um Staubbelastungen, Genehmigungsverfahren und Aurubis-Erweiterung gewesen, ergänzt ihr Kollege aus Arnsberg.

Untersucht wurden die Ernten vom 27. August, vom 2. und vom 26. November. Schon ein Befund hätte genügt, sagt Linden, um weiter aktiv zu werden. Jürgen Evert, zuständig für den Fachbereich Planen, Bauen, Umwelt, Verkehr, hat das Gutachten am Montag per Mail bekommen. Auffälligkeiten in diesem Bereich seien ja schon bei Bodenuntersuchungen zu Tage getreten, sagt er. Und: „Als Standortgemeinde sind wir an einer Klärung des Sachverhalts interessiert”. Das brauche Zeit. „Man muss schon klare Beweise haben.” Am 22. Juni tagt der Stadtentwicklungsausschuss mit einem Vertreter des Landes, im Vorfeld wird es ein Gespräch mit dem Kreis Unna als Gesundheitsbehörde und LANUV geben.

Hans Gurschinski, Vorsitzender der Kleingärtneranlage „Buchenberg e.V.”, wo zwei Felder angelegt wurden für die Messungen, denkt an Naheliegendes. Die Ernte von diesem Jahr können die Gärtner vergessen: „Und wer kommt für den Schaden auf?”