Frankfurt/Main. .

Eine Studie bestätigt, was für viele schon länger als Gewissheit gilt: Das Euro-Sorgenkind Griechenland ist zutiefst korrupt. Laut Transpareny International zahlten griechische Bürger im vergangenen Jahr fast 800 Millionen Euro Bestechungsgeld.

Misswirtschaft und Korruption: Griechenland leidet nicht nur unter einer selbstverschuldeten Finanzkrise, sondern laut einer Studie von Transparency International (TI) auch unter einer Kultur der Bestechung. Durchschnittlich gut 3.000 Euro sogenanntes Fakelaki zahlten Griechen im vergangenen Jahr durchschnittlich an öffentliche und private Stellen, wie „Die Welt“ unter Berufung auf die Untersuchung berichtete. In Deutschland hielt zugleich die Diskussion darüber an, wie dem hochverschuldeten Land geholfen werden kann.

Transparency International kalkuliert laut der Zeitung, dass griechische Haushalte 2009 insgesamt 787 Millionen Euro Bestechungsgeld zahlten: 462 Millionen Euro an Staatsdiener, 325 Millionen Euro im privaten Sektor. Die Summe der Bestechungsgelder wäre damit in nur zwei Jahren um gut 23 Prozent gestiegen.

1.355 Euro Bestechungsgeld an öffentliche Stellen...

Diese Zahlen gäben nur einen kleinen Teil der Korruption in Griechenland wider, denn längst nicht jeder Befragte gebe die Zahlung zu. Außerdem werde die Korruption auf Staats- und Unternehmensebene wie etwa beim Siemens-Bestechungsskandal davon nicht erfasst.

Dem Bericht der weltweit gegen Korruption kämpfenden Organisation zufolge zahlten Griechen im vergangenen Jahr durchschnittlich 1.355 Euro Bestechungsgeld, wenn sie die Ausstellung eines Führer- oder Fahrzeugscheins beschleunigen, eine Baugenehmigung kaufen, schneller in ein öffentliches Krankenhaus aufgenommen oder die Ergebnisse einer Steuerprüfung manipulieren wollten.

...und 1.671 im privaten Bereich

Im privaten Bereich etwa bei Anwälten, Ärzten oder Banken lag die durchschnittliche Bestechungssumme sogar bei durchschnittlich 1.671 Euro Fakelaki - Bestechungsgeld, das gewöhnlich in einem Briefumschlag unter dem Tisch übergeben wird.

Grundlage der Untersuchung ist dem Bericht zufolge eine Umfrage, die das Meinungsforschungsinstitut Public Issue im Auftrag von TI unter 6.122 erwachsenen Griechen durchführte. Den Meinungsforschern gaben 13,4 Prozent der Befragten zu Protokoll, dass von ihnen Bestechungsgeld verlangt worden sei.

„Bei jedem Schritt auf die Finger schauen“

Der deutsche Regierungsberater Otmar Issing hält eine strikte Kontrolle Griechenlands bei der Konsolidierung seiner Haushaltslage für nötig. „Man muss den Griechen bei jedem Schritt auf die Finger schauen“, sagte der ehemalige Chefvolkswirt der Europäischen Zentralbank am Dienstag im Deutschlandradio Kultur. Zwar habe die griechische Regierung selbst einen Nachholbedarf festgestellt. Es stelle sich aber die Frage, inwieweit solche Pläne auch durchgeführt würden. Die Lösung müsse bei den Ursachen ansetzen, nämlich „einer unverantwortlichen Finanzpolitik Griechenlands in der Vergangenheit“.

Westerwelle fordert konsequente Konsolidierung

Bundesaußenminister Guido Westerwelle forderte Griechenland auf, seine Konsolidierungspolitik konsequent fortzusetzen. Der FDP-Vorsitzende sagte in Berlin, Griechenland müsse seine Hausaufgaben machen, „bevor man über Schecks oder Blankoschecks reden kann“. Dass die Konsolidierungspolitik umgesetzt werden müsse, werde man dem griechischen Premierminister Georgios Papandreou bei seinem Besuch in Berlin am Freitag sagen.

Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte am Montag erklärt, es sei Aufgabe Griechenlands, „dass das Vier-Prozent-Reduktionsziel wirklich umgesetzt wird“. Zuvor hatte die Bundesregierung die Verwendung deutscher Haushaltsmittel zur Linderung der griechischen Finanznöte ausgeschlossen.

Die griechische Regierung hat der EU bereits zugesagt, das Rentenalter anzuheben, die Beamtenbezüge zu kürzen und die Verbrauchssteuern zu erhöhen. Mitte März muss Griechenland Brüssel über die Umsetzung seiner Sparpläne Bericht erstatten. (apn)