Washington. .

Anna Chapman ist die schillerndste russische Agentin, die dem FBI ins Netz ging. Die rassige Schönheit mit der roten Mähne war wohl auch der Grund, warum die amerikanischen Fahnder so plötzlich zuschlugen.

Enroh ist hin und weg. „Schickt sie mir. Ich erzähle ihr alle meine Geheimnisse“, postet er im Internet unter Annas Foto. Anna Chapmans Fanclub ist über Nacht kräftig gewachsen. Zum „Darling“ der bunten Blätter im Internet oder am Kiosk war die Schönheit mit der roten Mähne schon unmittelbar nach ihrer Verhaftung aufgestiegen.

Ein Bild auf Facebook.
Ein Bild auf Facebook. © APN

Im Kreis ihrer Mitangeklagten, die ein eher spießbürgerlich anmutendes Leben in Amerikas biederen Vorstädten mit ihren manikürten Rasenflächen lebten, fällt die 28-jährige gebürtige Russin tatsächlich aus dem Rahmen. „Russlands femme fatale“ - als schöner „Maulwurf des KGB“ dominiert Anna, wahlweise Anya, die Titelseiten. Von ihrem „Victoria-Secret-Body“ schwärmte New Yorks „Post“ unter dem lyrischen Titel: „Der Spion, der uns liebte“. Und die Konkurrenz der „Daily News“ pflasterte ihre Seite 1 gleich mit ihren Fotos voll, die das Blatt praktischerweise von Chapmans „Facebook“-Seite kopiert hatte.

Die rote Gefahr

Als moderne „Mata Hari“ wird Anna, geschieden und kinderlos, gezeichnet. Und der Rückschluss von ihrer leuchtend roten Haarfarbe zu ihrer vermuteten politischen Gesinnung fällt kurz aus. Anna - die rote Gefahr. Seit ihrem Umzug von London nach New York, wo sie in einem schicken Appartment unweit der Börse lebte, vermakelte Anna, die einen Wirtschaftsabschluss vorweisen kann, Immobilien im Internet. Die Geschäfte liefen wohl nicht schlecht. Und mit einem Briten, der nach ihrer Verhaftung aus allen Wolken fiel, lotete sie gerade die Chancen aus, ihr Geschäft auch auf den Moskauer Markt zu übertragen.

„Wenn du es dir vorstellen kannst, kannst du es erreichen. Wenn du es dir erträumen kannst, kannst du es werden“, schrieb sie wolkig und vieldeutig auf ihrer „Facebook“-Seite, die 150 Freunde auflistete. Inzwischen dürfte die Liste erheblich kürzer geworden sein. „Ich würde mich gerne eintragen, habe aber keine Zeit für ein Interview beim FBI“, lästerte ein weiterer Anna-Fan.

Fluchtgefahr

In New Yorks Szene fiel sie als „Party-Löwin“ durchaus auf. So wie sie ziehen viele Single-Frauen nach langen Arbeitstagen durch die Clubs. Dass sie wohl nicht nur darauf aus war, sich einfach zu amüsieren, steht in den Augen der Anklage fest. Staatsanwalt Michael Farbiarz nannte Chapman bei der Verlesung der Anklage eine „geübte Betrügerin“ und gewiefte Agentin.

Ausgerechnet das Verhalten der schillerndsten Figur der elfköpfigen Gruppe, die nun vor Gericht steht, gab wohl den Anstoß, den russischen Agentenring nach jahrelanger Überwachung urplötzlich auszuheben. Das FBI witterte Fluchtgefahr, fürchtete, dass Anna misstrauisch geworden und im Begriff war, sich abzusetzen. Ein Wegwerf-Handy hatte sie gekauft und dabei als Adresse angegeben: „Fake Street 99“.