Berlin. .
Kurz vor der Wahl des Bundespräsidenten mehren sich die namhaften Unterstützer, die sich für eine Freigabe der Abstimmung aussprechen. Alt-Bundespräsident Richard von Weizsäcker: „Die Wahl ist frei.“
Wenige Tage vor der Bundespräsidentenwahl gewinnt die Debatte über eine Freigabe der Abstimmung weiter an Fahrt. Alt-Bundespräsident Richard von Weizsäcker unterstützte die Forderung des früheren CDU-Spitzenpolitikers Kurt Biedenkopf, die Koalition solle die Abstimmung über ihren Kandidaten freigeben. „Biedenkopfs Ansatz ist richtig. Die Wahl ist frei“, sagte Weizsäcker der „Bild“-Zeitung (Samstagausgabe). Die Bundespräsidentenwahl müsse unabhängig von parteipolitischen Erwägungen erfolgen. Alt-Präsident Roman Herzog unterstützte im SWR ebenfalls die Freigabe. Die Parteiführung könne sich kein Einpeitschen der Wahlleute erlauben.
Biedenkopf hatte in einem Gastbeitrag für die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ geschrieben, Regierungskoalition und Opposition müssten es den von ihnen benannten Wahlleuten in der Bundesversammlung freistellen, sich ohne Parteizwang für einen Kandidaten zu entscheiden und jede Verbindung mit anderen politischen Themen unterlassen. Er kritisierte, die Parteien begnügten sich bei der anstehenden Präsidentenwahl nicht mit einer Empfehlung für ihre Kandidaten, sondern erweckten den Eindruck, die Wahl sei mit einem Votum über den Fortbestand der Regierungskoalition verknüpft. Dies gefährde die Autorität der Bundesversammlung und des neuen Bundespräsidenten.
In den vergangenen Wochen waren wiederholt Stimmen in der FDP laut geworden, die kritisch über den Koalitionskandidaten Christian Wulff gesprochen und offen Sympathien für Joachim Gauck, dem Kandidaten von SPD und Grünen, gezeigt hatten. Die Bundesversammlung tritt am Mittwoch zusammen, um nach dem überraschenden Rücktritt von Horst Köhler einen neuen Bundespräsidenten zu wählen. Neben Wulff und Gauck tritt noch die Kandidatin der Linksfraktion, Luc Jochimsen, an. (rtr)