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Die Polizei befürchtet einen gewalttätigen Start in den Mai. Mit einem selten dagewesenen Großaufgebot rüstet sie bundesweit gegen Krawalle. Allein in Berlin, wo erstmals eine Konfrontation rechts- und linksradikaler Gruppen droht, sind 6000 Beamte im Einsatz, 400 davon kommen aus NRW.
In NRW sind an diesem Wochenende zeitgleich 20 Großveranstaltungen und Demonstrationen verschiedenster Organisationen und Gruppen sowie 77 DGB-Kundgebungen zu schützen oder zu begleiten. Deshalb sind hier bereits 14 Hundertschaften und sämtliche Alarmzüge im Dienst. Brennpunkte sind nicht nur Dortmund, wo die Stadt – ähnlich wie 2009 - wieder tätliche Auseinandersetzungen mit rechten Randale-Trupps befürchtet: Linke autonome Gruppen treffen sich in Wuppertal, die rechtspopulistische „Pro NRW“ hat Kundgebungen in Solingen und Minden angekündigt, Tamilen wollen in Düsseldorf demonstrieren und die Rockergruppe Bandidos hat ein Treffen in Bochum. Parallel finden heute vier Erstligaspiele mit Polizeieinsatz statt und „Rhein in Flammen“ in Bonn, wo hunderttausende Besucher erwartet werden.
Keine Pause für die Polizei
In internen Vorbesprechungen von Bundes- und Länderpolizeien sind wegen der Einsatzfülle am Maiwochenende Rekrutierungs-Probleme deutlich geworden. Insgesamt sind etwa 2000 Beamte weniger als eigentlich nötig einsatzbereit. „Dabei haben wir, wie in Berlin, überlappende Einsatzlagen. Die Beamten kommen nicht zur Ruhe“, sagte ein Polizeiexperte der WAZ. Das Defizit soll teilweise durch Einsatz von Ausbildungseinheiten ausgeglichen werden, heißt es bei der Gewerkschaft der Polizei (GdP). „Unsere Kollegen arbeiten am Limit“, sagt der GdP-Chef in NRW, Frank Richter. „Wir brauchen bei uns endlich drei zusätzliche Hundertschaften, sonst wird die Situation unerträglich“.
Offenbar ist auch die Vorbereitung einiger Gruppen auf gewaltsame Auseinandersetzungen intensiver als in den Vorjahren. Im Internet kursieren Anleitungen zum Bau von Molotow-Cocktails. Der Verfassungsschutz beschlagnahmte in den letzten Tagen Broschüren, in denen zur Gewalt aufgerufen wurde. In der Bundeshauptstadt gibt es Kritik am so genannten „Breiten Bündnis 1. Mai nazifrei“. Unter dem Aufruf stehen die Unterschriften von Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse (SPD), von DGB-Führern, aber auch von der „Antifaschistischen Linken Partei“ (ALD), die in der Vergangenheit selbst zur Gewaltanwendung aufgerufen hatte.