Peking. .

Die Zahl der Opfer im Erdbebengebiet in China steigt weiter. Mittlerweile gehen die Behörden von fast 600 Toten und mehr als 10.000 Verletzten aus. Die Helfer haben nur einfachste Mittel, um die Verschütteten zu bergen. Hilfsfahrzeuge kommen wegen großer Straßenschäden kaum voran.

Bei einem heftigen Erdbeben im Westen Chinas sind am Mittwoch fast 600 Menschen ums Leben gekommen und mehr als 10.000 verletzt worden. Der Erdstoß in der Provinz Qinghai hatte nach Angaben des chinesischen Erdbebenzentrums eine Stärke von 7,1, die US-Erdbebenwarte in Colorado registrierte eine Stärke von 6,9. Das gebirgige Qinghai ist eine Nachbarprovinz von Sichuan, wo am 12. Mai 2008 rund 90.000 Menschen bei einem Erdbeben der Stärke 7,9 umkamen.

Die Behörden gaben die Zahl der Toten am frühen Donnerstagmorgen (Ortszeit) mit mindestens 589 an. Angesichts schwerer Zerstörungen wurde ein Anstieg der Opferzahlen befürchtet, wie ein Militärkommandeur aus der Region, Wu Yong, sagte. Aus der Stadt Jiegu berichtete ein Hotel-Manager, fast alle aus Lehm und Holz gebauten Häuser seien eingestürzt. „Es gab eine große Panik. Menschen weinten in den Straßen“, sagte Ren Yu telefonisch der Nachrichtenagentur AP. Mehr als 100 Gäste des weitgehend unbeschädigten Hotels seien evakuiert worden. Den Krankenhäusern fehlte es an Personal und Medikamenten. Verletzte wurden auch in Sportstadien notdürftig versorgt.

Nahe der Grenze zu Tibet

Das Zentrum des Bebens lag im Süden Qinghais im Kreis Yushu, der nahe der Grenze zu Tibet liegt. In der Provinz leben rund 100.000 Menschen, die meisten Viehzüchter und Bauern. „Auf einen Schlag fielen die Häuser in sich zusammen. Es war ein furchtbares Beben“, berichtete ein Journalist, Karsum Nyima.

Der chinesische Präsident Hu Jintao entsandte 5.000 Soldaten in die Erdbebenregion. Der Dalai Lama drückte sein Mitgefühl für die Menschen in der Nachbarregion Tibets aus, ebenso EU-Kommissionschef Manuel Barroso, Bundeskanzlerin Angela Merkel und Bundespräsident Horst Köhler. Papst Benedikt XVI. erklärte in Rom, er bete für die Opfer.

Suche nach verschütteten Schülern

Neben dem Hauptbeben wurden in weniger als drei Stunden sechs weitere starke Erdstöße registriert, die bis auf einen alle eine Stärke von mindestens 5,0 hatten. Telefonleitungen wurden unterbrochen und Straßen beschädigt. Das Beben löste auch auch mehrere Erdrutsche aus.

In eingestürzten Schulen wurde fieberhaft nach vermissten Schülern gesucht. Mindestens 56 Schüler kamen ums Leben. Am schwersten betroffen war laut Xinhua eine Berufsschule in Yushu, wo 22 Schüler starben.

Bei dem Beben vor zwei Jahren in Sichuan kamen tausende Kinder in Schulgebäuden ums Leben, die unter Missachtung von Sicherheitsvorschriften gebaut worden waren. Beide Erdbeben ereigneten sich in der Longmenshan-Verwerfung zwischen dem tibetischen Plateau im Westen und der Ebene von Sichuan im Osten.

Mangel an schwerem Gerät

Der Rettungseinsatz lief zunächst nur langsam an, weil viele Straßen nicht oder nur schwer passierbar waren. Die Rettungskräfte arbeiteten sich mit Schaufeln durch die Trümmer, Einsatzleiter beklagten den Mangel an schwerem Gerät, vor allem Bagger. Am Abend trafen auf dem Flughafen, der mit Notstrom arbeitete, Hilfsflüge mit medizinischem Personal und Hilfsgütern ein. Die Provinzregierung von Qinghai kündigte an, 5.000 Zelte sowie zehntausende Mäntel und Decken in die entlegene Gebirgsregion zu schicken, wo am Mittwoch Temperaturen um 6 Grad und starker Wind herrschten. (apn)