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Theo Albrecht, einer der beiden Aldi-Gründer, ist tot. Der drittreichste Deutsche mit einem geschätzten Vermögen von 12,8 Milliarden Euro starb am Samstag nach langer Krankheit im Alter von 88 Jahren und wurde am Mittwoch-Vormittag beigesetzt.

Theo Albrecht - einer der Gründer des Discounters Aldi ist tot. Er soll seit längerem schwer krank gewesen, zuletzt ein Pflegefall gewesen sein. Von den Folgen eines Sturzes im Sommer letzten Jahres, den er wochenlang im Alfried-Krupp-Krankenhaus auskurierte, hatte er sich offenbar nie mehr erholt.

Aldi-Nord hat den Tod des Unternehmers unterdessen offiziell bestätigt. Wie die Firma weiter mitteilte, hat Theo Albrecht über eine Nachfolgeregelung die Zukunft der Unternehmensgruppe und damit die Arbeitsplätze von weltweit über 50 000 Mitarbeitern abgesichert. Die Gruppe werde seit einigen Jahren durch erfahrene Aldi-Manager geführt, die unabhängig von Theo Albrecht und seiner Familie alle operativen Entscheidungen träfen. Das Unternehmensvermögen sei in Stiftungen gebunden, die nicht auflösbar seien. Damit sei eine auf Dauer angelegt unternehmerische und vermögensmäßige Kontinuität garantiert, welche auch zukünftig den Ausbau und die Fortentwicklung von Aldi Nord sicherstelle.

Das Unternehmen trauere um einen Menschen, der „gegenüber seinen Geschäftspartnern und Mitarbeitern bescheiden auftrat und sie immer mit großem Respekt behandelte“. Das Unternehmen verliere mit ihm „einen hoch geschätzten Unternehmensgründer und aufrichtigen Menschen“. Aldi Nord dankte Theo Albrecht für sein „stets vorbildliches, engagiertes und mutiges Handeln.“ Die Firma wolle „sein Vermächtnis in seinem Sinne respektvoll fortsetzen“.

Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) nannte Albrecht „eine der bedeutendsten Unternehmerpersönlichkeiten unseres Landes“. Sein Leben stehe für eine „beispiellose Karriere in der deutschen Wirtschaftsgeschichte“.

Über Aldi-Brüder ist wenig bekannt

Während drei von vier Deutschen regelmäßig bei Aldi einkaufen gehen, haben sich die Gründer des Imperiums abgeschottet. Kaum jemand kennt sie, noch weniger ist über die wohl erfolgreichsten deutschen Unternehmerpersönlichkeiten bekannt. Die einzigen Fotos, die von Karl und Theo Albrecht kursieren, schoss der Münchner Fotograf Franz Ruch 1987, nachdem er sich für Tage an die Fersen der beiden Brüder geheftet hatte.

Doch die Scheu vor der Öffentlichkeit ist nicht nur Zier und Bescheidenheit. Es war im Dezember 1971, als Theo Albrecht von seinem Betriebsgrundstück in Herten entführt wurde. Nach Feierabend wollte er in seinen Wagen steigen und - natürlich ohne Chauffeur - heimfahren. Er wurde überwältigt. Drei Wochen lang hielt ihn Paul Krohn, bekannt als „Diamantentenpaule“ vermutlich in Düsseldorf gefangen. Das Lösegeld übergab der damalige Ruhrbischof Franz Hengsbach. Von den sieben Millionen Mark fehlen bis heute vier Millionen.

Acht Jahre nach seiner Freilassung strengte Theo Albrecht einen Musterprozess an, um das Lösegeld als Betriebsausgabe geltend machen zu können. Ein Paradebeispiel für die Lebensphilosophie des Esseners: absolute Sparsamkeit. Es ist überliefert, dass Theo Albrecht in den Büros regelmäßig die Lampen ausschaltete, seine Mitarbeiter anhielt, auch die Rückseite des Papiers zu beschreiben und Telefonanschlüsse bekamen die Aldi-Filialen erst, als es technisch nicht mehr anders ging. Die Rechnung der Albrechts war eine einfache: Wenn pro Monat auch nur 50 Euro Kosten wegen zu langer, überflüssiger oder gar privater Gespräche pro Filiale anfallen, summiert sich das konzernweit schnell zu einem Millionenbetrag.

Sparsamkeit, Askese und Geheimhaltung wurden zum Leitprinzip der Unternehmenskultur im Aldi-Imperium. Ein einziges Mal äußerte sich Karl Albrecht in einem Fachvortrag 1953 über die Aldi-Prinzipien: „Seit 1950 verfolgen wir neben dem Grundsatz des kleinen Warenangebotes den des niedrigen Preises.“ An der Philosophie des „Konsequent einfach“ hat sich bis heute nichts geändert. Über 700 Basisartikel geht das Sortiment nicht hinaus.

Auch nachdem sich die beiden Gründer längst aus dem operativen Geschäft zurückgezogen hatten, steht die „Konzentration auf das Wesentliche“ im Mittelpunkt. Auch die 1960 vorgenommene Trennung des Imperiums in Aldi Nord (Theo Albrecht) und Aldi Süd (Karl Albrecht) blieb bestehen. Obgleich immer mehr Regionalgesellschaften entstanden, auch um die Offenlegungspflicht der Unternehmenszahlen zu umgehen.

Erster Discount-Markt 1961 eröffnet

Über 4000 Filialen allein in Deutschland und nicht ganz so viele im Ausland - das Aldi-Netzwerk fand seine Keimzelle 1913 in Essen-Schonnebeck. Auf 35 m2 eröffneten die Eltern der Albrechts einen Krämerladen. Der Vater hatte sich unter Tage eine Staublunge zugezogen und arbeitete jetzt als Bäcker. Aus dem Krieg zurückgekehrt, übernahmen 1946 Karl und Theo das Geschäft. 1961 eröffnete der erste Aldi Discount.

Trotz ihres wirtschaftlichen Erfolgs gelang es den Brüdern, ihr Privatleben geheim zu halten. Ihr gewaltiges Vermögen haben sie in Stiftungen eingebracht. Karl Albrechts Sohn Karl junior lebt mit seiner Familie in Mülheim hinter blickdichten Bäumen. Das Haus, erzählen Gäste, ist „wertvoll, aber gediegen“ eingerichtet. Auf den Tisch kommen ausschließlich Lebensmittel aus der Aldi-Filialen, die bei Qualitätstests stets gut abschneiden. Die Familie unterstützt Schulen und das Kloster Saarn finanziell. Karl Albrecht gilt als passionierter Golfer, baute sich 1976 bei Donaueschingen einen eigenen Platz mit Hotel. Die Familie hat sich komplett aus der Aldi-Süd-Führung zurückgezogen.

Theo Albrecht war wie sein Bruder gelernter Kaufmann. Während des Zweiten Weltkriegs kam er in amerikanische Gefangenschaft. Als Vorsitzender der Theo-Albrecht-Stiftung übte er aber weiterhin Einfluss auf die Nord-Kette aus. Die Führung hatte er auf seine beiden Söhne Berthold und Theo junior übertragen. Viel mehr gesicherte Erkenntnisse gibt es nicht: Selbst das exakte Geburtsdatum und der Geburtsort Theo Albrechts sind der Öffentlichkeit nicht bekannt.

Der Patriarch war seit 1949 mit seiner Frau Caecilie verheiratet. Das Paar hat zwei Söhne, die nach wie vor für das Aldi-Imperium arbeiten. Privat sammelte Theo Albrecht alte Schreibmaschinen, züchtete Orchideen und spielte Golf. (Mit Material von afp/ddp).